Der „Gemeindetag Baden-Württemberg“, ein kommunaler Landesverband, in dem die Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg organisiert sind, war den meisten Musikerinnen und Musikern des Musikvereins 1929 Ketsch bisher wohl noch nicht bekannt. Der Gemeindetag vertritt die Interessen der Kommunen nach außen (etwa gegenüber dem Land) und berät intern seine Mitglieder. – Und nachdem der Gemeindetag auf eine entsprechende Anfrage der Gemeinde Ketsch dieser mitgeteilt hatte, dass es – neben den allgemeinen Regelungen – keine Vorgaben für weitergehende Einschränkungen von Blasorchester-Proben gäbe, war der Weg frei für die Genehmigung von Proben auch mit mehr als fünf Musikern, wie sie bisher nur zulässig waren.
Dirigent Patrick Wewel konnte daher erstmals wieder eine Registerprobe durchführen. In der Hoffnung, dass bald wieder Registerproben durchgeführt werden können, hatte Wewel bereits vorsorglich die Verfügbarkeit der Musiker abgefragt und sich dann zum Beginn anhand der Rückmeldungen für das Holz-Register entschieden.
Selbst 12 Musiker wirken in der großen Ketscher Rheinhalle mit dem Corona-bedingten Mindest-Sicherheitsabstand von 2,5 Metern zueinander noch etwas verloren. Wewel hat aber vor allem das Problem, dass er erst einmal herausfinden muss, in welchem Bereich der Halle und in welcher Ausrichtung er die Musiker am besten platziert, damit das klanglich optimale Ergebnis erzielt wird. Der große Abstand der Musiker zueinander führt musikalisch zu Schwierigkeiten, da sich die Musiker gegenseitig teilweise schlechter hören und auch der Gesamtklang nicht so konzentriert auf die Position des Dirigenten hin gebildet werden kann, wie sonst üblich. Oder anders ausgedrückt: Unter musikalischen Gesichtspunkten käme niemand auf die Idee, die Musiker eines Orchesters in dieser Weise zu platzieren. – Aber in Corona-Zeiten ist eben alles anders.
Trotz aller Einschränkungen, kann die Wiederaufnahme der Registerproben aber als Erfolg bezeichnet werden. Dirigent und Musiker haben die Möglichkeit, am Repertoire zu arbeiten und eine zielgerichtete Probetätigkeit durchzuführen. – Die große Ketscher Rheinhalle böte theoretisch genügend Platz, Proben auch mit mehr Musikern unter Einhaltung der Corona-Regelungen durchzuführen, allerdings ist Dirigent Wewel in dieser Hinsicht Realist: „Eine Probe mit allen in der gesamten Rheinhalle im Corona-Abstand verteilten Musikern durchzuführen, das klänge wie … – na, das sage ich hier lieber nicht. Aber jedenfalls wäre es aus musikalischer Sicht völlig unsinnig.“
Natürlich fragen sich Dirigent und Musiker auch, wann es wohl wieder Auftritte geben wird, auf die sich die Musiker mit den Proben schließlich vorbereiten. Aktuell ist noch nicht konkret absehbar, wann und unter welchen Voraussetzungen Auftritte wieder möglich werden. Zwar sind schon heute Veranstaltungen im Grundsatz wieder möglich, die geltenden Abstandsregelungen für Blasmusiker setzen dem jedoch praktische Grenzen. Hier bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten. Die Wiederaufnahme der Registerproben-Tätigkeit ist aber jedenfalls schon einmal ein wichtiger Schritt in Richtung „neue Normalität“, selbstverständlich unter Beachtung aller Corona-bedingter Vorgaben und Regelungen. as