„Eigentlich“ – das ist ein Wort, mit dem in Corona-Zeiten so manche Sätze und Betrachtungen beginnen. Und so hätte unter normalen Bedingungen Wolfgang Wimmer, der langjährige Schatzmeister des Musikvereins 1929 Ketsch, sich gemeinsam mit Orga-Chef Stefan Strobel zusammen gesetzt und in dieser Woche nach dem dreitägigen 29er Musikfest den „Kassensturz“ gemacht und gesehen, was die Veranstaltung per Saldo dem Verein eingebracht hat. Strobel merkt – ganz Berufsschullehrer – an dieser Stelle an, dass „Kassensturz“ ein altertümlicher und hier nicht passender Begriff ist. „Seit vielen Jahren schon arbeitet der Musikverein mit professionellen elektronischen Kassen- und Buchhaltungssystemen. Damit können Einnahmen und Ausgaben nicht nur genauestens erfasst und auch – wichtig bspw. gegenüber dem Finanzamt – detailliert dokumentiert werden; die Systeme bieten für uns auch viele Vorteile: Wir haben, zusammen mit den Zahlen des Einkaufs, die Möglichkeit, nach einer Veranstaltung genau zu analysieren, was zum Ertrag der Veranstaltung beigetragen hat und welches Angebot vielleicht nicht so angenommen wurde, wie wir es erwartet hatten. Daraus ziehen wir natürlich Konsequenzen und passen im nächsten Jahr unser Angebot entsprechend an“, so Strobel. „Daneben gibt es immer auch einen Bereich, in dem wir Neues ausprobieren, denn eine Veranstaltung wie das 29er Musikfest lebt von der ständigen Fortentwicklung. Hier nehmen wir gerne die Ideen der Gäste, der Musiker und Helfer auf und entwickeln das Angebot stetig weiter.“ – Was Zahlen angeht, ist Wimmer immer äußerst nüchtern: „Fakt ist, dass wir in diesem Jahr überhaupt kein 29er Musikfest durchführen konnten. Das heißt konkret, dass wir null Einnahmen haben!“ Natürlich ist es so, dass der Musikverein – abhängig von vielen, auch äußeren Umständen (Wetter, Urlaubszeit, Konkurrenzveranstaltungen, etc.) – in jedem Jahr unterschiedliche Ergebnisse hat. Aber auch unter schlechtesten Bedingungen bleibt idR. eine „schwarze Null“, also per Saldo etwas übrig. – Es ist Wolfgang Wimmer, der seit 50 Jahren aktiv als Trompeter im Verein tätig und hier „groß geworden“ ist, ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass eine Veranstaltung wie das 29er Musikfest auch der Einnahmeerzielung dient, immer mit dem Zweck, die Vereinsaktivitäten zu fördern. „Als Kassier weiß ich ja, wohin das Geld fließt: Noten, Instrumente, Kleidung, Reparaturen, … – die Liste ist leider sehr lang, aber es ist nichts Überflüssiges dabei! Darauf zu achten, sehe ich als Kassen-Chef als meine ureigenste Aufgabe an.“
In Corona-Zeiten kommt aktuell hinzu, dass auch viele andere Einnahmen ausfallen: Der Musikverein 1929 Ketsch spielt sonst bei vielen Veranstaltungen und erhält teilweise Gagen dafür. Diese Veranstaltungen gibt es derzeit nicht mehr. – „Im Musikverein 1929 Ketsch haben wir sozusagen 3 ½ Säulen der Finanzierung.“ Was erst einmal seltsam klingt, kann Wimmer leicht erklären: „ Wir haben die Beiträge der Mitglieder, den jährlichen Vereinszuschuss der Gemeinde Ketsch und unsere eigenen Einnahmen. Das sind die drei vorrangigen Quellen. – Hinzu kommen Spenden von Mitgliedern, die aber natürlich in keiner Weise vorab in die Finanzplanung integriert werden können. Sicher ist aber jetzt schon, dass diese aktuell geringer als sonst ausfallen werden, denn die Spenden erhalten wir meist bei unseren Veranstaltung, also etwa dem Frühjahrskonzert oder dem 29er Musikfest. Oft sind es kleinere Beträge, die sich aufgrund der Anzahl der Spender aber summieren. Und viele Bar-Spender wollen noch nicht einmal eine Spenden-Quittung, obwohl wir diese als gemeinnütziger Verein ausstellen dürften.“