Euphorie – laut Duden ein Begriff in der Medizin/Psychologie zur Beschreibung einer dem objektiven Zustand nicht entsprechenden gesteigerten Gemütsstimmung – ist nun wirklich nicht die Sache von Orgawart Stefan Strobel. Als studierter Betriebswirt ist er ein Mann der Zahlen, der eher
der nüchternen Betrachtung zuneigt. Und die Zahlen, die Strobel aktuell sieht, nämlich die täglichen Kennzahlen der Corona-Krise, stimmen ihn bedenklich – oder einfacher ausgedrückt: Ein
Frühjahrskonzert des Musikvereins 1929 Ketsch sieht Strobel derzeit nicht! „Damit man mich nicht falsch versteht: Ich finde es gut, dass unsere beiden Orchester, also das Gesamtorchester und das Jugendorchester, im Herbst des vergangenen Jahres mit der konkreten Vorbereitung auf das Frühjahrskonzert begonnen haben. In der aktuellen Situation (Proben sind bereits seit November des vergangenen Jahres nicht mehr möglich) kann ich mir ein Frühjahrskonzert des Musikvereins aber nicht wirklich vorstellen. Jedenfalls nicht wie üblich vor Ostern und in der gewohnten Form.“ Doch der Verein schätzt seinen langjährigen Orgawart (der übrigens viele Jahre selbst begeistert als
aktiver Musiker an der Klarinette mitwirkte) neben seiner analytischen Fähigkeit vor allem für seinen Pragmatismus: „Sollte sich die Situation in absehbarer Zeit verbessern, dann dürften Proben wieder möglich werden und auch ein Konzert – in welcher Art und Weise auch immer – wieder in eine erreichbare Nähe rücken. Den genauen Zeitpunkt kann man jetzt aber wohl noch nicht abschätzen; klar ist jedoch auch, dass gerade Ketsch mit seiner großen Rheinhalle optimale Voraussetzungen bietet, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen größere Veranstaltungen sicher durchzuführen, wie sie andere Gemeinden nicht haben. Voraussetzung ist natürlich ein in sich stimmiges und stringent durchgeführtes Konzept und eine entsprechende enge Abstimmung mit der Gemeinde Ketsch. Wenn allen Notwendigkeiten Rechnung getragen werden kann, sehe ich
durchaus gute Chancen, eine der ersten größeren Kulturveranstaltungen in der Region RheinNeckar in Ketsch zu veranstalten. Und es wäre natürlich schön, wenn das dann ein Konzert des
Musikvereins wäre.“ Bei einer beschränkten Zuhörerzahl könnte sich Nina Zorn, die 2. Vorsitzende
des Musikvereins 1929 Ketsch, auch vorstellen, dass man das Konzert mehrfach veranstaltet, so
dass alle Interessierten in den Genuss der Musik kommen. „Klar, dabei gibt es auch andere Dinge
zu bedenken, etwa die Belastung der Musiker; drei Konzerte an einem Tag werden wohl kaum
möglich sein“, so Zorn. „Aber die Konzerte dann auf mehrere Termine mit ausreichendem
zeitlichen Abstand aufzuteilen, wäre doch vielleicht eine Möglichkeit.“ Am Ende lässt sich selbst
Strobel zu einem emotionalen Statement hinreißen: „Wenn es denn helfen würde, würde auch ich
wieder mitspielen.“ – Doch Dirigent Patrick Wewel interveniert: „Nu mach Dir mal keinen Stress;
wir haben so gute Jungmusiker und Jungmusikerinnen. Einige könnten schon längst im
Gesamtorchester mitspielen. Wenn die dafür bereit sind und sich trauen, dann kannst Du Dich ganz
auf die Orga-Tätigkeiten konzentrieren“, wie Wewel diplomatisch formuliert. as