Fragt man Ketscher Bürger, welchen Begriff sie spontan mit dem immer am letzten Juli-Wochenende stattfindenden „29`er Musikfest / Blasmusikfest“ des Musikvereins 1929 Ketsch verbinden, dann hört man häufig: „Tafelspitz“! Was auf den ersten Blick verwundern mag, hat aber sicher seine guten Gründe. Es war der langjährige frühere 1. Vorsitzende Helmut Schaefer, der bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten darauf hinwies: „Vereinsfeste gibt es in Ketsch zwischen Mai und Oktober in jeder Menge. Wichtig ist, dass man etwas Besonderes bietet!“ Ein Alleinstellungsmerkmal war dem Musikverein von Hause aus mitgegeben, nämlich die Livemusik, die vor allem von dem eigenen Orchester und befreundeten Kapellen beigesteuert wurde. Ein weiteres Element war das umfangreiche kulinarische Angebot. Neben Steaks und Würstchen gab es beim Musikfest schon immer auch vieles anderes, bis hin zu Hamburgern, Odenwälder Handkäse, einer Salatbar oder Currywurst. „Nichts von vornherein ausschließen, einfach einmal ausprobieren und sehen, was bei den Gästen ankommt“ – das war dabei das erfolgreiche Motto von Schaefer. Dabei konnte er sich mit Alfons Steinbeißer und nachfolgend Stefan Strobel, der sein Amt noch heute innehat, auf zwei Organisations-Chefs verlassen, die keine Arbeit scheuten, ihr Ressort stets im Griff hatten und immer auch sehr gut mit Veränderungen umgehen konnten. Irgendwann kam dann der Tafelspitz dazu! Wie bei vielen genialen Ideen, lässt sich die Entstehung später nicht mehr so genau nachvollziehen.
Sicher aber ist, dass es um eine Kooperation des Musikvereins 1929 Ketsch mit den Enderle-Chuchis-Ketsch und etwas kulinarisch Außergewöhnliches ging. Eigentlich ein eher traditionelles Gericht, ist der echte österreichische Tafelspitz doch etwas Besonderes. Deutlich wird das bereits daran, dass es dieses Angebot immer nur am Sonntagmittag gibt. Punktgenau in größerer Menge (hier sprechen wir von etwa 50 kg echtem Tafelspitz!) zu kochen, das schafft man nicht so leicht. Aber die Gemeinschaft der Enderle-Chuchis kann das natürlich, wobei auch hier Planung und hohe Einsatzbereitschaft das A und O sind, denn schon das Anheizen des Kessels für den Tafelspitz beginnt am frühen Morgen zu einer Uhrzeit, wenn die Nachtwache und ihr Deutscher Schäferhund auf dem Festgelände noch das Sagen haben. Von der großen Resonanz auf das Angebot „Tafelspitz“ waren der Musikverein und die Enderle-Chuchis überwältigt. Für einen nüchternen Betriebswirtschaftler wie Orga-Chef Strobel interessant ist dabei vor allem, dass der Tafelspitz keine direkte „Zielgruppe“ hat. Egal, ob jung oder alt, alle sind vom Tafelspitz begeistert – und die Begeisterung hält über die Jahre hinweg stetig an. Geändert hat sich in den vielen Jahren aber natürlich die personelle Zusammensetzung. Neue Köche sind hinzu gekommen, und inzwischen stehen andere Köche am Herd, als zu Beginn. – In einer solchen Situation pflegt Tubist Clemens Dortelmann immer zu sagen: „Das ist Verein!“ Er meint damit, dass ein Verein im Idealfall seinen Nachwuchs heranzieht und dieser die Arbeiten fortführt und weiter entwickelt. Den Enderle-Chuchis unter der Leitung ihres aktuellen Vorsitzenden Maximilian Schwab ist das offensichtlich hervorragend gelungen. Die Musiker freuen sich, im Gegenzug bei Aktionen wie „Kochen im Grünen“ mit einem musikalischen Auftritt den Enderle-Chuchis etwas von dem zurück geben zu können, was sie für den Musikverein geleistet haben und weiter leisten. as