Chef-Dirigent Patrick Wewel war hin- und hergerissen: Soll er in der Probearbeit tatsächlich jetzt schon mit ersten Konzertstücken für das geplante Frühjahrskonzert 2022 beginnen? – „Eigentlich hatten wir das anders geplant“, so Wewel. „In der Zeit des Wiedereinstiegs wollten wir uns ganz darauf fokussieren, das Leistungsniveau der Musikerinnen und Musiker auf den früheren Stand zu bringen und das Repertoireprogramm, mit dem der Musikverein seine Auftritte spielt, wieder einzuspielen; schließlich hoffen wir ja, dass es bald wieder Veranstaltungen geben wird, bei denen der Musikverein 1929 Ketsch für die musikalische Unterhaltung sorgen kann.“
Nachdem der musikalische Wiederbeginn aber äußerst erfreulich läuft und die Musikerinnen und Musiker sehr schnell ihre Fähigkeiten steigern, hat sich Wewel entschlossen, mit ersten Konzertwerken die Herausforderung noch etwas zu erhöhen. 1. Trompeter und Pressechef Alexander Schulz ergänzt, dass sich die Probearbeit bei Repertoirestücken und neuen Konzertwerken teilweise auch unterscheidet. „Das hat er schön gesagt“, schmunzelt Wewel. „Man könnte es auch so ausdrücken: Bei einem neuen Konzertwerk achtet jeder Musiker ganz besonders auf den Dirigenten; bei einem Repertoirestück, das die Musiker schon zu kennen glauben, spielt jeder erst einmal so, wie er oder sie das Stück in Erinnerung hat. Meine Aufgabe als Dirigent besteht dann zu einem großen Teil
darin, die vielen individuellen Fassungen zu einem einheitlichen Ganzen zu formen.“ Wie jeder Dirigent, hat auch Wewel dabei seine eigenen Vorstellungen, wie das Musikstück am Ende klingen und beim Zuhörer ankommen soll. „Dabei gibt es manchmal auch Überraschungen“, erklärt Wewel.„Etwa, wenn die Saxophone eine Passage immer mit Überzeugung anders phrasieren, als es in der Partitur steht – und wir plötzlich feststellen, dass es in meiner Partitur so nicht steht, ein früherer Dirigent die Passage aber genau so haben wollte und die Saxophone sich das daraufhin so eingezeichnet haben. Doch genau dafür proben wir ja gemeinsam.“
Wewel ist sich sicher, dass die Probearbeit jetzt nochmals einen Schub erhalten wird, wenn die Ferienzeit zu Ende geht und wieder fast alle Musikerinnen und Musiker an den Proben teilnehmen. „Aufgrund der Urlaubszeit gab es in manchen Registern hier und da einmal Lücken. Aber das konnte ich in der Werkauswahl und in der Gestaltung der Proben natürlich berücksichtigen“, so Wewel. „Trotzdem klingt ein vierstimmiger Satz eben erst richtig, wenn alle Stimmen besetzt sind. Und für einige der größeren Werke braucht es eine gewisse Mindestanzahl an Musikern, die dann auch noch entsprechend auf die verschiedenen Register aufgeteilt sein müssen.“ as