Verbandswesen

Das Gesamtorchester probt regelmäßig auch unter der Leitung seines Vize-Dirigenten Julian Wittig, der auch beim anstehenden Frühjahrskonzert einen Teil des Programms übernehmen wird. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch

Die seit nunmehr über zwei Jahren andauernde Corona-Zeit mit ständig neuen Entwicklungen und immer wieder veränderten Regelungen hat in verschiedenen Bereichen aber auch zu neuen Erkenntnissen geführt bzw. die Aufmerksamkeit auf Dinge gelenkt, die zuvor nicht im Fokus standen. Eine solche Erkenntnis ist beispielsweise auch, wie viele und vor allem wie unterschiedliche Organisationen es im Bereich der Amateurmusik gibt. Denn die Beschränkungen im Bereich der Amateurmusik für Proben und Veranstaltungen (für Berufsmusiker und Profi-Orchester gelten insoweit andere Regelungen) trafen nicht nur Blasmusikvereine, wie den Musikverein 1929 Ketsch, sondern zum Beispiel auch Orchestervereinigungen und Chöre. Und da alle Amateurmusikvereine und –vereinigungen denselben Regelungen folgen und passende Konzepte erstellen und umsetzen müssen, mit denen den Vorgaben Genüge getan und mit denen sichergestellt wird, dass die musikalische Tätigkeit trotz aller Beschränkungen soweit wie möglich aufrecht erhalten werden kann, haben sich in Baden-Württemberg die jeweiligen Verbände, in denen die einzelnen Vereine organisiert sind, zusammengeschlossen und gemeinsam Hygienekonzepte und andere Handreichungen für ihre Mitgliedsvereine erstellt und fortlaufend an die sich stetig ändernden Regelungen angepasst. Für die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins 1929 Ketsch war es dabei interessant zu sehen, welche verschiedenen Organisationen sich hier zusammengeschlossen haben – teilweise auch solche, von deren Existenz man zuvor vielleicht noch nie etwas gehört hatte. Neben dem eigenen Verband (BVBW – Blasmusikverband Baden-Württemberg) sind dies die Nachbar- und Dachverbände, wie der BDB – Bund Deutscher Blasmusikverbände und die BDMV – Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände. Aus dem Chor-Bereich sind der Badische und der Schwäbische Chorverband (BCV bzw. SCV), der Baden-Württembergische Sängerbund (BWSB) und der Landesverband Baden-Württemberg des Verbandes Deutscher Konzertchöre (VDKC) zu nennen. Beteiligt sind ferner der Evangelische Posaunendienst in Deutschland (EpiD), der Deutsche Harmonika-Verband (DHV), der Bund Deutscher Zupfmusiker (BDZ), der Landesverband Baden-Württemberg des Deutschen Zithermusik-Bundes (DZB), der Landesverband Baden-Württembergischer Liebhaberorchester (LBWL) und der Landes-Hackbrett-Bund (LHB). – Nun, wie viele der genannten Verbände waren Ihnen bislang bekannt? Fachlich unterstützt werden die von den Verbänden eingerichteten Arbeitskreise dabei übrigens vom Freiburger Institut für Musikermedizin (FIM) an der Hochschule für Musik und dem Universitätsklinikum Freiburg, einer national und international führenden und sehr angesehenen Einrichtung, von der der normale Hobbymusiker vor Corona aber wahrscheinlich auch noch nichts gehört hatte. Die Pandemie ist insoweit zugleich ein Beispiel dafür, dass der Aufbau und die Unterhaltung einer (im normalen Alltag in der Öffentlichkeit vielfach nicht allzu präsenten) Verbandsstruktur gerade in Krisenzeiten vor Vorteil sein kann, um Aufgaben zu bewältigen, die ein einzelner Verein niemals stemmen könnte.