Mit dem Herannahen des Konzerttermins steigt die Anspannung im Orchester und bei jeder einzelnen Musikerin und jedem einzelnen Musiker spürbar. „Das ist ganz normal, und das ist auch gut so!“, beruhigt Chef-Dirigent Patrick Wewel. „Wir arbeiten auf einen Konzerttermin hin, bei dem jeder Einzelne punktgenau sein Bestes geben will. Die Anspannung führt zu einer höheren Konzentration und Leistungsfähigkeit, sowohl in den Proben als auch im Konzert selbst. Eine meiner wesentlichen Aufgaben als Dirigent ist es dabei, etwaige negative Effekte zu vermeiden. So darf beispielsweise keine Frustration entstehen, wenn einmal etwas nicht gelingt oder gar eine Blockade durch das bekannte „Lampenfieber“. Aber genau daran arbeiten wir gemeinsam in den Proben. Die schwierigen Stellen werden häufig geübt und ich gebe natürlich auch Hinweise, worauf es entscheidend ankommt und was vielleicht nicht ganz so wichtig ist. Das gibt den Musikern Sicherheit – und sie wissen, dass sie sich auf mich und mein Dirigat, ggf. auch mit zusätzlichen separat gegebenen Einsätzen, stets verlassen können.“
Wewel vergleicht das Musizieren gerne mit dem Betrachten und Beschreiben eines Bildes – nur in umgekehrter Richtung: Wer ein Gemälde betrachtet, erhält gleichzeitig eine Vielzahl von Eindrücken, die von dem Betrachter eingeordnet und gewichtet werden müssen. Gesamteindruck, Farbgebung, Bildkomposition oder einzelne Details, sind hier etwa zu nennen. – Bei einem musikalischen Werk trägt jeder einzelne Musiker mit seiner Stimme einen Teil zum Gesamtwerk bei. Und es ist die Aufgabe des Dirigenten, diese Teile zu einem in sich stimmigen und ausgewogenen Ganzen zusammen zu setzen.
Wewel verweist auch darauf, dass der einzelne Musiker – mit seiner jeweiligen Sitzposition im Orchester – gar nicht beurteilen kann, wie der Gesamtklang beim Zuhörer ankommt. „Das ist ja auch der Grund, weshalb der Dirigent vorne in der Mitte steht und dem Publikum den Rücken zuwendet. Das Orchester ist sozusagen „das Instrument“ des Dirigenten.“
„Kein einfaches Instrument“ – wie man an dieser Stelle bemerken darf! Denn gerade bei einem Laienorchester, bei dem ein Dirigent nicht einfach voraussetzen kann, dass jeder Musiker „seine Stimme spielen kann“ und es nur noch darauf ankommt, das Werk künstlerisch umzusetzen, ist es hier erforderlich, auf jeden einzelnen Musiker einzugehen. Damit hat Wewel aber überhaupt kein Problem, wobei er sich dabei – neben seiner langjährigen Dirigenten-Erfahrung – nicht zuletzt auch auf seine Ausbildung und berufliche Tätigkeit als Sozialarbeiter stützen kann.
„Es macht mir sehr viel Spaß, Musik zu machen und mit Menschen zu arbeiten. Und als Dirigent kann ich beides miteinander verbinden“, fasst Wewel seine Motivation kurz zusammen.
Man darf auf jeden Fall gespannt sein auf das Konzert am kommenden Sonntag (26.03.2023, 17:00 Uhr, Rheinhalle Ketsch), für das Wewel ein höchst anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt hat. as