Mit „Oregon“, ein altbekanntes Werk im Konzertprogramm
Unvermittelt sind sie da – die Momente, in denen plötzlich deutlich wird, dass ein (Musik-) Verein einerseits Kontinuität bedeutet, dass er aber auch einen lebenden, sich beständig wandelnden Organismus darstellt: In der ersten Probe des Gesamtorchesters des Musikverein 1929 Ketsch nach der kurzen Sommerpause unter der Leitung von Kunihiro Ochi begannen die Proben mit den ersten Werken, die für das Frühjahrskonzert 2019 vorgesehen sind. Mit im Programm auch das Werk „Oregon“ von Jacob de Haan. Der bekannte niederländische Komponist erzählt in diesem für Blasorchester der Oberstufe komponierten Stück die Geschichte des nordamerikanischen Staates Oregon anhand einer Bahnfahrt über die Northern Pacific Railroad. Der Musikverein hat dieses Werk schon seit Jahrzehnten in seinem Bestand; angeschafft und in Ketsch erstmals aufgeführt wurde es bereits vor mehreren Jahrzehnten auf Betreiben des langjährigen damaligen Dirigenten Dieter Kaufmann. Etwa 30-35 Jahre ist das nun schon her und auf den Hinweis aus dem Musikerkreis „Das haben wir doch schon einmal gespielt“ und die Frage von Ochi, wer denn damals dabei gewesen sei, meldeten sich lediglich etwas mehr als eine Handvoll Musiker! In der Tat, wurde damit sehr anschaulich, wie beständig doch die Veränderungen in einem Verein sind: Ältere Musiker und Musikerinnen scheiden altersbedingt aus, jüngere Musikerinnen und Musiker können aufgrund beruflicher oder familiärer Veränderungen nicht mehr mitspielen, aber neue Musiker und Musikerinnen kommen (glücklicherweise) auch immer wieder hinzu.Auf die Frage, ob man denn „so ein altes Stück“ noch spielen kann, entgegnete Pressechef Alexander Schulz (übrigens damals auch bereits dabei) lapidar mit: „Beethoven komponiert die Neunte ja auch nicht jedes Jahr neu!“. – Und auch für große Teile des erwarteten Publikums beim Frühjahrskonzert dürfte das Werk „neu“ sein. Neu jedenfalls ist die Interpretation des Werks, denn ebenso wie Dirigent Dieter Kaufmann, hat auch Kunihiro Ochi seine ganz eigenen Vorstellungen davon, wie das Stück gespielt werden soll, gerade in Bezug auf Tempi, Klangfarben oder Dynamik. Mit im Publikum sein werden sicher auch wieder einige ehemalige Musiker und Musikerinnen – deren Kinder oder gar Enkel heute im Musikverein 1929 Ketsch aktiv sind.
Auch bei den „noch immer Aktiven“ zeigt sich der Wandel: Waren sie früher die „jungen Wilden“, die – gut ausgebildet – die Leistungsträger in ihren Registern waren, sind sie heute die „Routiniers“, die jetzt dann vielleicht gerne einmal die erste Stimme oder das eine oder andere Solo den „neuen Jungen“ überlassen.
Schulz versteht das gut und sieht das zugleich sehr positiv: „Als wir dazu kamen, wollten wir zeigen, was wir können und unbedingt die 1. Stimme spielen – warum sollte das heute anders sein? Und das ist auch gut so! – Und wenn man lange genug dabei ist, erkennt man auch: Die Jungmusiker von heute sind die Musiker des Gesamtorchesters von morgen.“
Besonders freut sich der Musikverein 1929 Ketsch darüber, dass nach der Sommerpause auch in diesem Jahr wieder einige Musikerinnen und Musiker des Jugendorchesters den Schritt in das Gesamtorchester gewagt haben. Beim Frühjahrskonzert 2019, am Sonntag, 31. März 2019, in der Rheinhalle Ketsch, werden diese auch persönlich vorgestellt. as