Nach dem Holzregister und dem tiefen Blech waren nun endlich auch die Trompeten an der Reihe: Zur Probe in der Ketscher Rheinhalle am vergangenen Freitagabend hatte Dirigent Patrick Wewel die Mitglieder des „hohen Blechs“ eingeladen. Durch die aus Gründen der besseren Belüftung geöffneten Fenster der Rheinhalle konnte man auch draußen gut mitverfolgen, wie die Trompeter nach anfänglichen Schwierigkeiten musikalisch zueinander fanden und sich schon bald ein harmonischer Gesamtklang entwickelte.
Registerproben sind in einem Musikverein eigentlich nichts Ungewöhnliches – nur werden sie sonst eingesetzt, um die Probetätigkeit des Gesamtorchesters in bestimmten Bereichen zu unterstützen. In Corona-Zeiten, in denen bedingt durch die Abstandsregelungen eine Probe des Gesamtorchesters mit 45-50 Musikerinnen und Musikern praktisch nicht durchführbar ist, werden Registerproben nun plötzlich zur Standart-Probeform. Das ist auch für Dirigent Wewel noch ungewohnt, der sich aber überlegt, damit zu experimentieren und je nach Werk vielleicht auch mit gemischten Registern zu proben. „Wichtig ist, dass die Probetätigkeit überhaupt wieder begonnen hat“, so der 1. Trompeter und Pressechef Alexander Schulz. „Auch wenn es noch kleine Schritte sind – sie gehen in die richtige Richtung. Und als Musiker freut man sich, endlich wieder gemeinsam mit den Satzkollegen musizieren und neue Werke erarbeiten zu können.“
Und während oben in der Rheinhalle die Trompeter das großzügige Platzangebot nutzen, geht es „unten“ im Archiv des Musikvereins 1929 Ketsch recht eng zu. Damit die Karteikastenschränke des Notenarchivs, die sich an den Wänden beidseitig über mehrere Meter Länge erstrecken überhaupt zugänglich werden, muss Notenwart Klaus Zorn erst einmal diverse große Instrumente heraus räumen. Zum Glück handelt es sich meist um Schlagwerk, wie z.B. Pauken, Kongas oder Becken, die bereits auf Rollbrettern stehen und somit leicht verschoben werden können. Viele Helfer kann Zorn hier unten gar nicht gebrauchen; diese würden sich nur gegenseitig im Wege stehen. Und so arbeitet Zorn an diesem Abend gemeinsam mit Tubist Clemens Dortelmann konzentriert daran, hunderte einzelner Notenblätter wieder korrekt zuzuordnen und in das Archiv einzusortieren. Bei weit über zweitausend Werken sollte dabei möglichst kein Fehler unterlaufen, denn ein falsch einsortiertes Notenblatt würde wohl nur durch einen glücklichen Zufall wieder aufgefunden werden. – Die umfangreiche Tätigkeit von Notenwart Klaus Zorn und seinen Helfern fällt nach außen kaum auf. Auch für viele Musiker ist es „ganz selbstverständlich“, dass sie ihre jeweiligen Stimmen erhalten und am besten auch noch direkt auf das Pult gelegt bekommen. Dirigent Wewel weiß um die dahinter stehende Arbeit und schätzt besonders Zorns musikalische Erfahrung und Übersicht bei der Auswahl neuer Repertoirestücke oder der Zusammenstellung von Konzertprogrammen.
Noch ist nicht bekannt, wann, wo und wie das Gesamtorchester des Musikvereins 1929 Ketsch erstmals wieder öffentlich auftreten kann, aber Wewel und seine Musikerinnen und Musiker bereiten sich weiter darauf vor. as