Online in Kontakt

Neben der Probearbeit und den musikalischen Herausforderungen, sind es vor allem auch die dabei stattfindenden sozialen Kontakte und der persönliche Austausch, der vielen Musikern und Musikerinnen in den Corona-Zeiten fehlt. „Hier könnte man doch versuchen, Abhilfe zu schaffen“, dachte sich Tubist Clemens Dortelmann. Denn warum sollte man in Zeiten, in denen zahlreiche Berufstätige und Schüler im Home-Office sind und sich regelmäßig in Video-Konferenzen austauschen, diese Technik nicht auch im Musikverein nutzen? Und so startete Dortelmann den Versuch, eine neue Möglichkeit zu schaffen, auf denen die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins miteinander in Kontakt treten können. „Ziel ist es, einen virtuellen Anlaufpunkt zu schaffen. Jeder Musiker soll einfach so „vorbei kommen“ können – und nebenbei ruft es in Erinnerung, dass der Freitagabend der bei den Musikern fest gesetzte Termin ist, nämlich für die wöchentliche gemeinsame Probe.“

Wenn Proben schon seit Monaten nicht möglich sind, nutzen Dirigent und Musiker zumindest die Möglichkeiten der neuen Medien, um miteinander in Kontakt zu bleiben. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch

 Davon begeistert ist auch Chef-Dirigent Patrick Wewel. „Klar bin ich mit dabei. Ich wohne schließlich in Mannheim. Da kann ich mich nicht so einfach konspirativ mit den Musikerkollegen am Dienstag um 12:30 Uhr an der Käsetheke im Globus verabreden“, lacht Wewel. „In so einer Konferenz kann man sich miteinander austauschen und ich sehe meine Musiker endlich auch wieder einmal – wobei ich sagen muss, dass sich die wochenlange Schließung der Friseure bei einigen schon recht deutlich bemerkbar macht.“ Eine Online-Probe kann jedoch nicht durchgeführt werden. „Sicher gäbe es grundsätzlich die technischen Möglichkeiten“, erklärt Dortelmann, „doch bedürfte es hierfür ganz anderer Geschwindigkeiten der Datenübertragung und auch in der technischen Ausstattung im übrigen, also besonders im Hinblick auf Mikrophone und Lautsprecher.“

Noch befindet sich das System im Aufbau. Dortelmann hat die Funktionen zunächst mit einigen wenigen Musikerinnen und Musikern getestet und weitet den Teilnehmerkreis zunehmend aus. „Es soll jedem Musiker die Gelegenheit gegeben werden, sich zu einer festen Zeit mit anderen zumindest virtuell treffen zu können. – Aber unser vorrangiges Ziel und die Hoffnung ist selbstverständlich, dass wir demnächst auch wieder am Freitagabend mit Proben starten können.“ Noch ist es so, dass die Musiker nur allein zuhause üben können. „Da Julian Wittig und ich das Programm für das Frühjahrskonzert 2021 schon im letzten Herbst zusammengestellt haben, kann es eigentlich keinem langweilig werden. Denn jeder weiß ja schon, was er dafür noch üben muss. – Ob das auch tatsächlich jeder macht, weiß ich natürlich nicht. Hin und wieder bekomme ich aber doch Anfragen, etwa wie eine bestimmte Phrase rhythmisch gespielt werden soll. Also gibt es wohl schon zahlreiche Musiker, die mit der Erarbeitung der Werke beschäftigt sind“, so Wewel. „Spannend wird es werden, das alles dann zusammen zu führen, denn in einem Orchester müssen die Musiker nicht nur auf mich schauen, sondern auch aufeinander hören. Und beim häuslichen Üben hören sie ja zunächst einmal nur sich selbst. Allerdings gab es im Herbst noch ein erstes Anspielen der Werke; zudem habe ich den Musikern Links zu Referenzaufnahmen geschickt, damit sie eine Werkvorstellung entwickeln können. – Auch insoweit bin ich froh, dass es diese Technik und die neuen Medien gibt.“ as