Schulabschluss, Ausbildung, Studium, Berufseinstieg, Familiengründung, … – es gibt zahlreiche Gründe, warum ein Jungmusiker bzw. Musiker nicht mehr im Orchester mitspielt und vielleicht sogar ganz das Spielen seines Instruments aufgibt. Dabei gibt es jedoch auch zwei gute Nachrichten: Erstens erfolgt die Aufgabe (sobald ein Musiker die „erste Hürde“ geschafft hat und sein Instrument sicher beherrscht) in aller Regel nicht, weil er oder sie die Freude am Instrument verloren hat, und zweitens ist es ähnlich wie beim Fahrradfahren – wenn man es einmal kann, verlernt man es nicht.
Gut zu sehen (und zu hören) war dies am vergangenen Samstagnachmittag, als der Musikverein 1929 Ketsch zu einem Geburtstags-Ständchen bei Paul Kowallik aufspielte. Paul Kowallik ist seit Jahrzehnten ein „höchst aktives passives Mitglied“, er spielt also selbst kein Instrument, hilft aber bei allen Gelegenheiten, wo er kann. Mit unter den Musikern waren dabei auch seine Söhne Sascha und Andrej, die beide im Musikverein „groß geworden“ sind. Trompeter Sascha Kowallik, viele Jahre wesentlicher Bestandteil des Registers, hat aktuell den Status „feste Aushilfe“ und ist somit zwar weiter in engem Kontakt zum Orchester, aber (leider) nicht mehr regelmäßig dabei. Sein jüngerer Bruder Andrej spielte als Jugendlicher viele Jahre im Jugend- und im Gesamtorchester Klarinette. Dann aber wurden andere Dinge wichtiger und ihm fehlte die Zeit, so dass er das Musizieren ganz aufgab. Umso überraschter waren die Musiker, als sie hörten, dass Andrej Kowallik beim Ständchen für seinen Vater gerne mitspielen würde. Wie sollte das nach so langer Zeit gehen? Doch sie erfuhren, dass sich Andrej Kowallik vor einiger Zeit eine eigene Klarinette „für den Hausgebrauch“ gekauft hatte und damit übte und seinem kleinen Sohn Stücke vorspielt. So war es für ihn natürlich kein Problem, beim Ständchen mitzuspielen. Zudem hatte er zur Sicherheit noch Stimmführerin Janine Epperlein an seiner Seite. Nun bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Vielleicht kehrt Andrej Kowallik ja demnächst wieder ins Orchester zurück? Einen weiteren gut ausgebildeten Klarinettisten könnte der Musikverein sicher gut gebrauchen. Und der Probetermin hat sich seit damals auch nicht verändert: Probe ist immer am Freitagabend.
Musik machen und das Musizieren in Gemeinschaft ist ein schönes Hobby. Auch wenn man sein Instrument nicht im Ketscher Musikverein gelernt hat, darf man selbstverständlich gerne dazu stoßen und mitspielen. So kam beruflich bedingt vor mehr als einem Jahrzehnt beispielsweise auch der erfahrene Tubist Clemens Dortelmann aus dem hohen Norden in die Region und hat im Musikverein 1929 Ketsch seine neue musikalische Heimat gefunden. – In die Gemeinde Ketsch sind in den letzten Jahren auch viele junge Familien zugezogen. Da gibt es doch sicher die eine oder den anderen, die/der ein Instrument spielen kann? Den Musikverein kennenlernen kann man am besten am Freitagabend bei einem unverbindlichen Probebesuch. as