2. Vorsitzende freut sich über vorsichtigen Probebeginn

„Auch wenn es nur eine Registerprobe ist: So prominent mit dem Schlagzeug nicht auf der Bühne, sondern inmitten der Ketscher Rheinhalle zu sitzen, das ist schon etwas ungewohnt,“ gesteht die 2. Vorsitzende und Schlagzeugerin Nina Zorn. „Aber zugleich freut es mich, denn es ist die erste Probe, bei der ich mitwirken darf, seit die Corona-Beschränkungen in Kraft sind. Wir haben nach den ersten Lockerungen mit Kleinstgruppen vor einigen Wochen begonnen; jetzt sind zumindest wieder Registerproben möglich. Und auch, wenn noch nicht absehbar ist, wann die frühere Normalität wieder zurückkehren wird, so sind diese kleinen Schritte doch ermutigend. – Auftritte oder gar Konzerte lassen sich auf diese Weise aber natürlich nicht durchführen. So wäre z.B. schon für die wenigen Musiker eines einzelnen Registers die Bühne der Ketscher Rheinhalle bei den geltenden Abstandsregelungen zu klein.“ Gedanken macht sich Zorn auch um die finanziellen Auswirkungen, die der Fortfall der Auftrittsmöglichkeiten und die Absage des dreitägigen 29er Musikfestes in diesem Jahr mit sich bringen, denn schließlich tragen die Einnahmen durch Auftritte und Veranstaltungen einen wesentlichen Teil zur Finanzierung der Vereinsarbeit bei. „Auch wenn in Corona-Zeiten die Vereins-Ausgaben etwas zurückgegangen sind, so bleibt unter dem Strich doch ein deutliches Minus. Und vor allem wissen wir nicht, wie lange dieser Zustand noch anhalten wird!“ Zorn verweist auch darauf, dass das gemeinsame Musizieren – sei es in Proben oder bei Auftritten – ein ganz wesentliches Element im Musikverein 1929 Ketsch ist und das Vereinslebens inhaltlich prägt. „Man ist als Musiker doch gerade in einem Musikverein, weil man gemeinsam mit anderen Musik machen will. Das war Corona-bedingt plötzlich überhaupt nicht mehr möglich und fängt jetzt langsam wieder an.“

Nach den ersten positiven Erfahrungen mit der Wiederaufnahme der Probetätigkeit des Gesamtorchesters überlegen die Verantwortlichen des Musikvereins 1929 Ketsch, auch die Probetätigkeit des Jugendorchesters wieder aufzunehmen. „Der Umstand, dass unsere Jugenddirigentin und unser Jugenddirigent beide im Gesundheitswesen tätig und jetzt seit einigen Monaten regelmäßig sehr stark belastet sind, macht die Sache nicht einfacher“, so Zorn, „aber wir sind dabei, eine Lösung zu finden.“ Eines zumindest steht schon fest: Während der Musikverein nach dem 29er Musikfest und den Backfischfest-Auftritten sonst erst einmal in seine Sommerpause geht, wird es diese Pause in diesem Jahr nicht geben. „Da die entsprechenden Aktivitäten nicht stattfinden, ist auch die Pause nicht notwendig“, so Zorn. „Und wenn in der zweiten Jahreshälfte das musikalische Angebot hoffentlich noch erweitert werden kann, dann wollen wir das natürlich gerne tun und unsere Probetätigkeit kontinuierlich ausbauen. Zudem gehen wir davon aus, dass viele unserer Musikerinnen und Musiker in diesem Sommer entweder überhaupt nicht oder nicht so lange in Urlaub fahren werden, sie also verfügbar sind und sich über ein solches Angebot sicher freuen werden.“ as

Erweiterte Probemöglichkeiten

Der „Gemeindetag Baden-Württemberg“, ein kommunaler Landesverband, in dem die Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg organisiert sind, war den meisten Musikerinnen und Musikern des Musikvereins 1929 Ketsch bisher wohl noch nicht bekannt. Der Gemeindetag vertritt die Interessen der Kommunen nach außen (etwa gegenüber dem Land) und berät intern seine Mitglieder. – Und nachdem der Gemeindetag auf eine entsprechende Anfrage der Gemeinde Ketsch dieser mitgeteilt hatte, dass es – neben den allgemeinen Regelungen – keine Vorgaben für weitergehende Einschränkungen von Blasorchester-Proben gäbe, war der Weg frei für die Genehmigung von Proben auch mit mehr als fünf Musikern, wie sie bisher nur zulässig waren.

Dirigent Patrick Wewel konnte daher erstmals wieder eine Registerprobe durchführen. In der Hoffnung, dass bald wieder Registerproben durchgeführt werden können, hatte Wewel bereits vorsorglich die Verfügbarkeit der Musiker abgefragt und sich dann zum Beginn anhand der Rückmeldungen für das Holz-Register entschieden.

 

Selbst 12 Musiker wirken in der großen Ketscher Rheinhalle mit dem Corona-bedingten Mindest-Sicherheitsabstand von 2,5 Metern zueinander noch etwas verloren. Wewel hat aber vor allem das Problem, dass er erst einmal herausfinden muss, in welchem Bereich der Halle und in welcher Ausrichtung er die Musiker am besten platziert, damit das klanglich optimale Ergebnis erzielt wird. Der große Abstand der Musiker zueinander führt musikalisch zu Schwierigkeiten, da sich die Musiker gegenseitig teilweise schlechter hören und auch der Gesamtklang nicht so konzentriert auf die Position des Dirigenten hin gebildet werden kann, wie sonst üblich. Oder anders ausgedrückt: Unter musikalischen Gesichtspunkten käme niemand auf die Idee, die Musiker eines Orchesters in dieser Weise zu platzieren. – Aber in Corona-Zeiten ist eben alles anders.

Trotz aller Einschränkungen, kann die Wiederaufnahme der Registerproben aber als Erfolg bezeichnet werden. Dirigent und Musiker haben die Möglichkeit, am Repertoire zu arbeiten und eine zielgerichtete Probetätigkeit durchzuführen. – Die große Ketscher Rheinhalle böte theoretisch genügend Platz, Proben auch mit mehr Musikern unter Einhaltung der Corona-Regelungen durchzuführen, allerdings ist Dirigent Wewel in dieser Hinsicht Realist: „Eine Probe mit allen in der gesamten Rheinhalle im Corona-Abstand verteilten Musikern durchzuführen, das klänge wie … – na, das sage ich hier lieber nicht. Aber jedenfalls wäre es aus musikalischer Sicht völlig unsinnig.“

Natürlich fragen sich Dirigent und Musiker auch, wann es wohl wieder Auftritte geben wird, auf die sich die Musiker mit den Proben schließlich vorbereiten. Aktuell ist noch nicht konkret absehbar, wann und unter welchen Voraussetzungen Auftritte wieder möglich werden. Zwar sind schon heute Veranstaltungen im Grundsatz wieder möglich, die geltenden Abstandsregelungen für Blasmusiker setzen dem jedoch praktische Grenzen. Hier bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten. Die Wiederaufnahme der Registerproben-Tätigkeit ist aber jedenfalls schon einmal ein wichtiger Schritt in Richtung „neue Normalität“, selbstverständlich unter Beachtung aller Corona-bedingter Vorgaben und Regelungen. as

Registerproben in Vorbereitung

Über das mehr als großzügige Platzangebot können sich die vier Musiker, die gemeinsam mit Dirigent Patrick Wewel in der Ketscher Rheinhalle proben, sicher nicht beschweren. Die Corona-Abstandsregelungen lassen sich jedenfalls problemlos einhalten. Unter Berücksichtigung der Abstandsregelungen wäre eine Probe in der Rheinhalle sogar mit einer größeren Anzahl von Musikern möglich. Das aber ist derzeit nicht zulässig, da die Gemeinde Ketsch die Überlassung der Rheinhalle in entsprechender Anwendung der Regelungen für den Unterricht an Musikschulen an die Begrenzung auf maximal fünf Musiker geknüpft hat. – Mit nur fünf Musikern in einer Probe kann natürlich kein Programm eines Blasorchesters erarbeitet werden, bei dessen Auftritten üblicherweise 35-45 Musiker auf der Bühne sitzen. Dirigent Wewel behilft sich bei den Kleinstgruppen-Proben mit spezieller Notenliteratur, nämlich mehrstimmigen Besetzungen für kleine Gruppen. Die erarbeiteten Werke sollen auch durchaus einmal zur Aufführung gelangen, etwa bei Ständchen oder anderen Gelegenheiten, bei denen z.B. aus räumlichen Gründen nur wenige Musiker teilnehmen können. – Ein Problem sieht Wewel auf den Musikverein zukommen, wenn künftig wieder erste Auftritte des Gesamtorchesters möglich werden, denn da sollte man dann doch vorher geprobt haben! Nach den geltenden Corona-Bestimmungen sind bereits jetzt kleinere Veranstaltungen wieder zulässig – und auch Proben für diese. Auch der Blasmusikverband Baden-Württemberg ist der Auffassung, dass Proben der Musikvereine daher auch mit mehr als fünf Musikern wieder zulässig sind, sofern dabei die geltenden Abstandsregelungen (für Blasinstrumente, aber auch für Gesang, gelten aufgrund der Aerosol-Problematik größere Abstände als sonst üblich) eingehalten werden können. Die Rheinhalle böte vor diesem Hintergrund eigentlich beste Probevoraussetzungen. Aber solange die Nutzungsgenehmigung die maximale Anzahl der Musiker auf fünf Personen begrenzt, sind mehr als die aktuellen Kleinstgruppen-Proben nicht möglich. Die Gemeinde Ketsch hat dem Musikverein 1929 Ketsch aber zugesagt, dass sie mit dem Land Baden-Württemberg Kontakt aufnehmen wird, um abzuklären, ob in entsprechender Auslegung der Corona-Nebenverordnungen eine Genehmigung von Proben auch für mehr Musiker erteilt werden könnte. – Auf eine positive Rückantwort und natürlich auch auf weitere Lockerungen der Corona-Verordnung hoffen die Musiker, die gerne wieder ihrem geliebten Hobby nachgehen würden. Da die Lockerungen meist schrittweise erfolgen, geht Wewel davon aus, dass vielleicht erst einmal Proben mit einer begrenzten, aber etwas höheren Anzahl von Musikern zulässig werden. Darauf hat der Dirigent die Musiker bereits vorbereitet und für die nächsten Probetermine Anwesenheitsabfragen durchgeführt, damit er ggf. kurzfristig Registerproben ansetzen könnte, sofern eine Durchführung wieder möglich wäre. Aber auch die Kleinstgruppen-Proben sind zumindest schon ein erster Schritt. Wichtig ist, dass es überhaupt erst einmal wieder beginnt. Das sieht auch Pressechef Alexander Schulz so, der hier gerne auf seinen Lieblings-Philosophen Aristoteles verweist: „Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.“

29er Musikfest abgesagt!

Das große dreitägige Musikfest Ende Juli vor der Rheinhalle wird in diesem Jahr nicht stattfinden.
Die Entscheidung ist den Verantwortlichen des Musikverein 1929 Ketsch nicht leicht gefallen, die
aktuelle Corona-Situation lässt bei realistischer Einschätzung aber keine Möglichkeit, die
Veranstaltung durchzuführen. „Wir haben es bereits seit einiger Zeit so kommen sehen, wollten die
traditionelle und in Ketsch sehr beliebte Veranstaltung aber auch nicht zu früh endgültig absagen“,
so Stefan Strobel, der Organisationsleiter des Musikvereins und Hauptorganisator des 29er
Musikfestes. Nicht allein die Unklarheit über die künftigen Corona-Maßnahmen, sondern gleich
mehrere Aspekte haben nunmehr zu der Entscheidung geführt. Rein organisatorisch lässt sich eine
solche Veranstaltung nur mit einem ausreichenden Vorlauf bewältigen und ab einem gewissen
Zeitpunkt kann die Durchführung nicht länger offen gehalten werden. „Auch unsere Lieferanten
müssen wissen, ob sie unsere Veranstaltung fest einplanen können, denn auch sie müssen ihre
Vorbereitungen darauf abstimmen“, so Strobel. „Als Veranstalter haben wir auch eine hohe
Verantwortung für die Gesundheit der Teilnehmer – und das sind hier natürlich die Gäste, aber auch
die vielen ehrenamtlichen Helfer und die Musikerinnen und Musiker, die mit ihrem Einsatz zum
Gelingen dieses Festes beitragen.“ Strobel, selbst in jungen Jahren aktiver Klarinettist, verweist
auch auf Probleme in der musikalischen Vorbereitung: „In den vergangenen Jahren wurde um diese
Zeit schon sehr intensiv am musikalischen Programm für das Musikfest gearbeitet. Denn vor allem
zum Frühschoppenkonzert am Sonntagmorgen und zum Wunschkonzert am Montagabend wollen
Dirigent und Musiker dem Publikum immer etwas Neues und etwas Besonderes bieten. In der
vergangenen Woche konnte erstmals eine – nun, Probe mag es gar nicht nennen, eher ein
Kleinstgruppenspiel – durchgeführt, zwar in der großen Rheinhalle, aber zugelassen waren nur
maximal fünf Musiker!

Ohne die Bestuhlung für die Gemeinderatssitzung wären sich die fünf
Musiker bei ihrer Kleinstgruppen-Probe in der Ketscher Rheinhalle vermutlich noch
verlorener vorgekommen. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch.

Auch, wenn bald hoffentlich Proben mit mehr Musiker zugelassen werden,
wie soll da in den verbleibenden sechs Wochen ein Programm mit dem Gesamtorchester erarbeitet
werden?“ Hinzu kommt das praktische Problem, dass noch vollkommen unklar ist, wie viele
Musiker überhaupt auf der Bühne des Musikfestes sitzen dürfen. „Sinfonische Blasmusik kann man
nicht mit einer Egerländer-Besetzung spielen – ganz abgesehen davon, dass es eine spezielle
Egerländer-Besetzung im Musikverein 1929 Ketsch gar nicht gibt“, bringt Strobel die Sache auf den
Punkt.
Das Hauptaugenmerk der Verantwortlichen im Musikverein ist daher aktuell darauf gerichtet,
überhaupt erst einmal wieder einen regulären Probebetrieb genehmigt zu bekommen. Klar ist, dass
hierfür eine Vielzahl von Voraussetzungen und Vorgaben bestehen, die sämtlich eingehalten werden
müssen. Die Kleinstgruppen-Probe war insoweit zumindest ein erstes kleines „musikalisches
Lebenszeichen“ des Musikvereins 1929 Ketsch in Corona-Zeiten. „Im nächsten Schritt geht es
darum, Proben mit mehr Musikern zu ermöglichen, also etwa Registerproben mit 8 – 12
Teilnehmern“, so Pressechef Alexander Schulz, der aber auch zur Vorsicht mahnt: „Jede Musikerin
und jeder Musiker will gerne Musik machen, aber man darf jetzt nichts überstürzen, denn eines ist
auch klar: Gerne lese ich in der Presse etwas über den Musikverein 1929 Ketsch, z.B. über unsere
Veranstaltungen oder Auftritte. Aber bitte nicht über den Musikverein als einen neuen Corona-Hot-
Spot in Baden-Württemberg!“ as

Probe-Wiederaufnahme

Es sind zwar immer noch nur sehr kleine Schritte, aber immerhin: Es bewegt sich was! Nach den
ersten Lockerungen der baden-württembergischen Corona-Verordnung hatten die Verantwortlichen
im Musikverein 1929 Ketsch die Entwicklung sehr genau verfolgt. Dabei war frühzeitig klar, dass
eine „normale Musikprobe“, wie sie der Musikverein bisher immer am Freitagabend in der
Rheinhallengaststätte durchgeführt hatte, auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird. Ziel der
Überlegungen war daher, in einem ersten Schritt überhaupt wieder so etwas wie eine Probe
durchzuführen zu können – und sei es auch nur mit einer sehr begrenzten Anzahl von Musikern.
Eine besondere Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass es für Blasorchester keine speziellen
Regelungen gibt. Vielmehr werden die Regelungen für Musikschulen entsprechend herangezogen
sowie die Regelungen für Kultureinrichtungen, wie z.B. Theater und Opernbühnen, und die
Vorschriften für öffentliche Veranstaltungen. Hinzu kommt, dass für die einzelnen Bereiche
teilweise unterschiedliche Zuständigkeiten bestehen und dass sich die Regelungen in einem Prozess
laufender Veränderung und Anpassung befinden. Hier ist es sehr hilfreich, dass der
Blasmusikverband Baden-Württemberg seinen Mitgliedsvereinen eine Handreichung für den Probe-
und Unterrichtsbetrieb zur Verfügung stellt, die ständig aktualisiert und fortgeschrieben wird.
Nach internen Beratungen von Vorstandschaft und Dirigenten wurde ein erstes Konzept erstellt und
dieses auch mit der Gemeinde Ketsch abgestimmt. Auf dieser Grundlage wird jetzt mit einem ersten
„Kleinst-Probe-Betrieb“ begonnen. Ein ganz praktisches Problem zeigte sich dabei auch schon in
der Vorbereitung: Die einschlägigen Regelungen sehen vor, dass der Proberaum aufgrund der
Aerosolbildung in kurzen Abständen durchgelüftet werden muss. – Aber wer die
Rheinhallengaststätte kennt, der weiß, dass ein „Durchlüften“ dort schon aus baulichen Gründen
schlicht nicht möglich ist und die Rheinhallengaststätte auch nicht über eine Klimaanlage verfügt.
Daher wird der Probebetrieb nunmehr in der Rheinhalle starten, die zwar auch keine Klimaanlage
besitzt, dafür aber beidseitig über Fenster verfügt.

Dirigent Patrick Wewel hat sich nicht nur musikalisch auf den Wiedereinstieg in die Probearbeit vorbereitet, sondern auch schon einmal getestet, wie er den Weg von seinem Wohnort in Mannheim nach Ketsch am besten mit dem Fahrrad zurücklegen kann.

Zumindest mit dem Erfordernis der
„Nachverfolgbarkeit“ gibt es bei dem jetzt geplanten Probebetrieb beim Musikverein 1929 Ketsch keinerlei Probleme: Zur Probe kommen darf ohnehin erst einmal nur, wer für die jeweils vorgesehene Probe von dem Dirigenten eingeladen wird; und die Kontaktdaten der Musiker sind
dem Verein bekannt.

„Das ist selbstverständlich nur eine Notlösung unter Berücksichtigung der aktuell gegebenen   Möglichkeiten und kein zukunftsweisendes Konzept“, stellt Dirigent Patrick Wewel klar. „Aber lieber ein wenig Probe, als gar keine Probe. Und ich freue mich, endlich wieder meine Musiker zu
sehen – und hoffe natürlich, dass das umgekehrt auch der Fall ist!“

Probe-Vorbereitungen

Die baden-württembergische Corona-Verordnung in ihrer aktuellen Fassung hat weitere Lockerungen der bisher geltenden Beschränkungen gebracht. So sind Versammlungen von bis zu 10 Personen im nicht-öffentlichen Raum zulässig – allerdings nicht, um zu musizieren! Für Bläsergruppen gilt immer noch eine Grenze von fünf Personen. In dieser Anzahl ist auch bereits der musikalische Leiter mit eingeschlossen. Die Musikerinnen und Musiker müssen zudem einen Abstand von mindestens 2,5 Metern zueinander halten und für jede Person müssen mindestens 10 Quadratmeter Raumfläche zur Verfügung stehen. Das gilt auch für Register- oder Ensembleproben bis maximal fünf Personen.

Im Musikverein 1929 Ketsch verfolgen die Verantwortlichen die Entwicklungen sehr aufmerksam. Bei realistischer Einschätzung ist davon auszugehen, dass eine „normale Musikprobe“, wie sie der Musikverein bisher immer am Freitagabend in der Rheinhallengaststätte durchgeführt hatte, auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird. Daher arbeiten der Vorstand und die Dirigenten an einem Konzept, wie zumindest wieder „ein wenig Probearbeit“ möglich wird und wie dies konkret organisiert werden kann. „Klar, für acht Trompeten brauchen wir somit dann schon einmal zwei Probetermine, also jeweils vier Musiker und dazu der Dirigent“, so 1. Trompeter und Pressesprecher Alexander Schulz. „Wie ein solches außergewöhnliches Probeformat von den Musikern angenommen wird, weiß man natürlich nicht. Aber ich denke, dass es in Anbetracht der aktuellen Situation durchaus eine große Akzeptanz geben wird. Schließlich ist eine Probe in einer Kleinstgruppe immer noch besser als überhaupt keine Probe, so wie dies der Zustand derzeit ist“, zeigt sich Schulz optimistisch.

„1. Trompeter und Pressesprecher Alexander Schulz würde sich freuen, wenn schon bald wieder zumindest eine Probe in Kleinstgruppen durchgeführt werden könnte. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch.“

Zu proben jedenfalls gibt es genug, denn Dirigent Patrick Wewel und Vize-Dirigent Julian Wittig haben sich in den letzten Wochen viele Gedanken um das Repertoire und neue Werke gemacht. Auch die Dirigenten würden es sehr begrüßen, mit der Umsetzung der Ideen schon bald beginnen zu können und die musikalische Arbeit im Musikverein 1929 Ketsch vorsichtig wieder zum Leben zu erwecken. „Die Aufnahme der Probearbeit in Kleinstgruppen heißt für die Musiker aber auch, dass weiterhin das Üben zuhause große Bedeutung hat. Die Musiker sollten ihre Stücke bereits sicher beherrschen, damit in der Probe ggf. Fehler korrigiert und Feinheiten erarbeitet werden können. Gerade bei neuen, noch unbekannten Werken, ist das aber gar nicht so einfach“, merkt Schulz an.

Raumpatrouille

„Raumpatrouille“ – ein schwieriges Wort und Werk, aber selbstverständlich kein Problem für Jugenddirigent Andreas Gebhardt, der im Gesamtorchester zudem höchst flexibel als Klarinettist, Saxophonist, Schlagzeuger und als Sänger aktiv ist. Seit vielen Jahren ist die „Raumpatrouille“ (Grüne Mappe, Nr. 125) auch ein Lieblingsstück bzw. ein „must have“, also ein unbedingt zu spielendes Werk, nicht nur von Gebhardt, sondern auch vieler anderer Musikerinnen und Musiker des Musikvereins 1929 Ketsch. Es war vor vielen Jahren Dirigent Dieter Kaufmann, der das Werk in den Musikverein brachte und in das Repertoire aufnahm. Bei dem Werk handelt sich um die Titelmelodie der Science-Fiction-Fernseh-Serie „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion “ aus dem Jahr 1966, unter anderem mit Schauspielern wie Dietmar Schönherr (Commander Cliff Allister McLane), Eva Pflug (Tamara Jagellowsk), Wolfgang Völz (Mario de Monti) oder Charlotte Kerr (als Befehlshaberin der Schnellen Raumverbände, Lydia van Dyke). Legendär auch die verschiedenen Film-Tricktechniken, die bei den Aufnahmen der Schwarz/Weiß-Serie verwendet wurden, wie auch die futuristisch verfremdeten Requisiten, z.B. ein Bügeleisen oder Sanitärarmaturen. Die Titelmelodie wie auch die gesamte Filmmusik stammt von dem deutschen Komponisten Peter Thomas. Gespielt wurde die „Raumpatrouille“ vom Musikverein 1929 Ketsch früher häufiger und bei unterschiedlichen Gelegenheiten; seinen Kultstatus aber erhielt das Werk als Schlussstück des 29er Musikfestes, das damals noch Blasmusikfest hieß. Wenn am Montagabend (früher: am Sonntagabend, als das Fest noch am Sonntagabend endete) das Programm und alle Zugaben gespielt waren, bildete die Raumpatrouille den Abschluss – für die Musiker wie auch das Publikum. Wenn – regelmäßig mit einem besonderen Dank an die zahlreichen Helfer des Musikfestes – die Raumpatrouille gespielt wurde, war klar, „jetzt hören die Musiker tatsächlich auf!“

Jugenddirigent Andreas Gebhardt ist optimistisch, dass in Zukunft auch Proben des Jugendorchesters des Musikvereins 1929 Ketsch irgendwann wieder möglich werden. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch.

Daran musste Gebhardt – auch er schon als kleiner Jungmusiker vor vielen Jahren im Gesamtorchester mit dabei – denken, als er in der vergangenen Woche die Nachricht vom Tod des Komponisten Peter Thomas in den Nachrichten hörte. Der 1925 in Breslau geborene Musiker studierte in Berlin Musik und machte sich danach als Komponist für Filmmusik einen Namen. Thomas komponierte die Filmmusiken zu zahlreichen Edgar-Wallace-Filmen, ebenso wie zu Krimi-Fernsehserien wie „Der Kommissar“, „Derrick“ oder „Der Alte“.

Dass aber bis vor der Corona-Krise wöchentlich stattfindende Jugend- und Gesamtproben aktuell noch „Science-Fiction“ sind, ist nicht nur für Jugenddirigent Gebhardt ein Problem. Wie und vor allem wann vielleicht Proben wieder möglich werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Offen ist auch, ob es ein 29er Musikfest in diesem Jahr geben wird. Die Verantwortlichen um Orga-Chef Stefan Strobel verfolgen sehr genau die Entwicklungen in Sachen Corona. Jugenddirigent Gebhardt kann sich ein Jahr ohne das 29er Musikfest gar nicht vorstellen: „Das 29er Musikfest Ende Juli war immer schon ein festes musikalisches wie gesellschaftliches Ereignis im Jahreskalender!“

Wann und wie werden wieder Proben möglich sein?

„Könnte so ähnlich auch ein Probeaufbau des Musikvereins 1929 Ketsch aussehen? – Foto: Musikverein“

Für den 1. Trompeter und Pressesprecher des Musikvereins 1929 Ketsch, Alexander Schulz, war der Aufbau in der Rheinhalle für die Gemeinderatssitzung am vergangenen Montag Anlass, sich darüber Gedanken zu machen, wie eine Musikprobe vielleicht wieder einmal durchgeführt werden könnte. Auch wenn es aktuell erste Lockerungen der Corona-bedingten Beschränkungen gibt, so dürfte nach Einschätzung von Schulz eine normale Probearbeit noch in sehr weiter Ferne liegen. „Eine Probe des Musikvereins, das bedeutet zwischen 35 und 50 Musikerinnen und Musiker in einem Raum, eng beieinander. So war das jedenfalls immer bei den Proben in der Rheinhallengaststätte. Selbst wenn es für Vereinszusammenkünfte Lockerungen gäbe, so dass die entsprechende Personenzahl in geschlossenen Räumen wieder zusammen kommen dürfte, jedoch ein Mindestabstand eingehalten werden muss, bräuchten wir für eine Probe die gesamte Rheinhalle!“ Derzeit ist noch völlig offen, wie es mit den Lockerungen weiter geht. Vor allem aber werden Bläser (ebenso wie Sänger) als besonders kritisch angesehen, da hier durch die sog. Aerosole ein erhöhtes Verbreitungsrisiko für Infektionen bestehen soll. Dirigent Patrick Wewel und Vize-Dirigent Julian Wittig haben bereits darüber nachgedacht, ob die Probearbeit vielleicht in Kleingruppen gestartet werden kann, falls es entsprechende Lockerungen gäbe. „Und wenn es in geschlossenen Räumen nicht geht – warum nicht eine Probe unter freiem Himmel?“, so Schulz, der gerne wieder gemeinsam mit seinen Musikerkollegen Musik machen würde. „Der Parkplatz vor der Rheinhallengaststätte ist zumindest groß genug und am Freitagabend meist auch nicht belegt.“

Derzeit kann jedoch nur weiter abgewartet werden, bis die Corona-bedingten Beschränkungen aufgehoben werden. Dann muss unter den veränderten Voraussetzungen geprüft werden, ob und unter welchen Bedingungen möglicherweise wieder eine Probe durchgeführt werden kann. Bis dahin bleibt den Musikerinnen und Musikern des Musikvereins 1929 Ketsch nur die Möglichkeit, zuhause zu üben und sich und ihr Instrument „fit“ zu halten, damit sie vorbereitet sind, wenn gemeinsames Musizieren irgendwann – hoffentlich bald – wieder zulässig ist. as

Blasmusik in Corona-Zeiten (?)

Es ist ein alter Musiker-Witz: Was ist schlimmer als eine Querflöte? – Richtig, zwei Querflöten! Das nimmt Bezug auf den Umstand, dass die Intonation einer Querflöte einerseits recht schwer ist und Querflöten andererseits aufgrund ihrer hohen Lage aus dem Gesamtklang eines Orchesters meist gut heraus zu hören sind. – Die Corona-Zeiten führen nicht nur zu zahlreichen Einschränkungen; sie vermitteln zum Teil auch völlig neue und zum Teil unerwartete An- und Einsichten. So haben etwa Wissenschaftler des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Münchener Universität der Bundeswehr herausgefunden, dass die Querflöten am gefährlichsten sind – jedenfalls in Bezug auf den „ballistischen Speichelausstoß“ und die Strömungsbewegungen beim Spielen des Instruments! Von diesem Ergebnis war auch Vize-Dirigent Julian Wittig überrascht:

Macht sich viele Gedanken darum, wie Proben und Auftritte von
Blasorchestern in Corona-Zeiten gestaltet werden könnten: Vize-Dirigent Julian Wittig. –
Foto: privat.

„Ich war ja über zehn Jahre auch Dirigent des Jugendorchesters, aber die jungen Querflötistinnen in der ersten Reihe hatte ich dabei nie als eine Gefahr gesehen. Junge Querflötisten hätte ich vermutlich ebenso wenig als Gefahr angesehen, nur ist das Querflötenregister seit Jahrzehnten im Musikverein 1929 Ketsch fest in weiblicher Hand.“ Die verschiedenen aktuellen Untersuchungen, so der sieben großen Berliner Orchester in Zusammenarbeit mit der Charité, des Freiburger Instituts für Musikermedizin und der Bamberger Symphoniker, haben alle einen ernsten Hintergrund, geht es doch unter dem Stichwort „Aerosole“ darum, festzustellen, wie gefährlich Musizieren in der Corona-Krise ist. Aus den Ergebnissen werden wiederum Empfehlungen abgeleitet, unter welchen Bedingungen z.B. Proben und Auftritte künftig wieder möglich sein können. „Für Blasorchester sieht das derzeit nicht gut aus,“ so Wittig, „außer dem Schlagwerk und dem E-Bass haben wir schließlich nur Blasinstrumente im Einsatz. Mit entsprechenden Abstandsregeln bräuchten wir für Proben mit 50 Musikern die Rheinhalle – und zwar nicht die dortige Bühne, sondern das Parkett! Von den damit verbundenen akustischen Problemen einmal ganz abgesehen.“ Proben und Auftritte gibt es beim Musikverein schon seit Einführung der Corona-Maßnahmen Mitte März nicht mehr und bisher ist noch nicht absehbar, wann sich dies wieder ändern könnte. Die Musiker üben natürlich zuhause, aber die gemeinsame Probearbeit im Orchester und die Auftritte vor Publikum sind etwas ganz anderes und fehlen vielen Musikern sehr. Wittig und Dirigent Patrick Wewel haben sich schon gemeinsam Gedanken darüber gemacht, wie eine Wiederaufnahme der Probetätigkeit in „Kleingruppen“ vielleicht aussehen könnte. Noch aber ist selbst das „Zukunftsmusik“ und aktuell noch nicht zulässig. Wittig denkt hier besonders auch an die Kinder und Jugendlichen, die ihm als Grundschullehrer sehr am Herzen liegen: „Die Kinder brauchen den persönlichen Austausch und das Miteinander – in der Schule, im Alltag und in der Freizeit, wie bei der Musik oder im Sport. Bei den Erwachsenen ist das aber durchaus ähnlich.“ Daher hofft Wittig, dass der Musikverein 1929 Ketsch möglichst bald wieder den Musikerinnen und Musikern ein Angebot unterbreiten kann, mit dem unter Beachtung der Corona-bedingten Einschränkungen langsam wieder ein Weg in Richtung einer Normalität gefunden werden kann. „Ob es eine Vor-Corona-Normalität überhaupt wieder geben wird, ist nicht klar. Sicher aber wird es ein weiter Weg!“

Große Konzerttrommel wartet auf ersten Einsatz

Fast schon zärtlich streicht Dirigent Patrick Wewel über den Mahagoni-Kessel der großen
Konzerttrommel.

 

 

„Ein wirklich schönes Teil – und vor allen Dingen klanglich im wahrsten Sinne des Wortes eine Wucht!
Von begeisterten Automobilisten hört man gelegentlich den Spruch <Hubraum ist durch nichts zu ersetzen> – bei einer Konzerttrommel ist das tatsächlich so; Größe und Volumen des Instruments sind von hoher Bedeutung“, erläutert Wewel. Schade, dass die neue Konzerttrommel des Musikvereins ihr beeindruckendes Klangspektrum noch nicht hat öffentlich zeigen (bzw. hören lassen) können. „Es geht dabei auch nicht etwa nur um Lautstärke“, so Wewel, „gerade bei den leiseren Stellen zeigt sich die Qualität einer großen Konzerttrommel, die dann mit ihrem satten Klang eine musikalische Grundlage bildet und einem Werk Struktur gibt.

 

 

Etwa in dem bekannten Konzertwalzer <An der schönen blauen Donau> von Johann Strauss, der für das Frühjahrskonzert des Musikvereins 1929 Ketsch im zweiten Programmteil vorgesehen war.“ Aktuell sind aufgrund der Corona-bedingten Beschränkungen keine Orchester-Proben oder Auftritte des Musikvereins möglich. In Abstimmung mit Vize-Dirigent Julian Wittig und Notenwart Klaus
Zorn hat Wewel die Zeit genutzt und das aktuelle Repertoire der „Grünen Mappe“ durchforstet.
„Wir haben aber natürlich nicht nur Stücke herausgenommen, die derzeit nicht mehr gespielt
werden, sondern haben beispielsweise auch drei Werke aus dem vorgesehenen Frühjahrskonzert-
Programm 2020 neu in die Mappe aufgenommen“, so Wewel. Aufgabe der Musiker und
Musikerinnen der einzelnen Register ist es nun, anhand des aktuellen Inhaltsverzeichnisses die
jeweiligen Mappen auf den aktuellen Stand zu bringen. Notenwart Zorn wundert sich immer
wieder, was bei dieser Gelegenheit in den Mappen noch an Noten „gefunden“ und bei ihm
abgegeben wird.
Dirigenten und Musiker hoffen, dass Proben und Auftritte irgendwann wieder möglich werden.
Dann können sich auch die Zuhörer von dem hervorragenden Klang der großen Konzerttrommel
überzeugen. – Die endgültige Entscheidung über die Anschaffung der Konzerttrommel war dem
Vorstand übrigens sehr leicht gefallen. „Die Anschaffung einer solche Konzerttrommel hatten wir
schon länger geplant“, verrät die 2. Vorsitzende Nina Zorn. „Aber man scheut natürlich die hohen
Ausgaben und überlegt immer, was vielleicht dringender gebraucht würde. Doch als uns dann
plötzlich seitens eines Spenders eine Zuwendung in entsprechender Höhe zugesagt wurde, um die
Anschaffung tätigen zu können, da stimmte sogar unser Schatzmeister ohne Bedenken zu.“ – Nicht
bekannt ist, ob sich Schatzmeister Wolfgang Wimmer mehr über die Spende oder das neue
Instrument gefreut hat. „Ich vermute, über beides,“ meint Nina Zorn diplomatisch.