Registerproben

Nachdem Ende Mai/Anfang Juni Proben zunächst in Kleinstgruppen, später in Registerstärke
wieder möglich wurden, waren zuletzt – abhängig von einem ausreichend großen Proberaum, der
Einhaltung der notwendigen Abstandsregeln und einem passenden Hygienekonzept – sogar wieder
Orchesterproben zulässig. Aktuell hat sich die Pandemielage aber wieder deutlich verschlechtert
und erneut zu erheblichen Einschränkungen des täglichen Lebens geführt. Da kann es nicht
verwundern, dass auch das Musizieren in Gruppen hiervon betroffen ist. Was nun im Einzelfall –
möglicherweise aufgrund besonderer Vorschriften – noch zulässig oder aber verboten ist, oder was
vielleicht zwar (noch) nicht verboten ist, was aber keinesfalls empfohlen wird, das lässt sich
manchmal nur schwer herausfinden und ist zudem einem ständigen Wandel unterworfen.
In dieser schwierigen Situation hat der Musikverein 1929 Ketsch die Proben bis auf weiteres wieder
auf sog. Registerproben mit einer beschränkten Teilnehmeranzahl reduziert. Wobei „reduziert“ zwar
zutreffend ist, bezogen auf die Zahl der Probeteilnehmer. Jedoch sollen künftig zu weiteren
Terminen zusätzliche Registerproben angeboten werden. Auf diese Weise können mehr
Musikerinnen und Musiker in den aktuellen Probebetrieb einbezogen werden, als es sonst möglich
wäre. Die 2. Vorsitzende des Musikvereins 1929 Ketsch, Nina Zorn, im Orchester zugleich als
Schlagzeugerin und Posaunistin aktiv, begrüßt die in der schwierigen Situation kurzfristig
gefundene Lösung, die auch von der Gemeinde Ketsch mit der Erlaubnis zur entsprechenden
erweiterten Nutzung der Rheinhalle unterstützt wird:

Nina Zorn, die 2. Vorsitzende des Musikvereins 1929 Ketsch, sorgt sich in den aktuell sehr schwierigen Corona-Zeiten um die Gesundheit der Musikerinnen und Musiker und macht sich Gedanken darüber, wie trotz der notwendigen Einschränkungen gleichwohl ein Probebetrieb aufrecht erhalten werden kann. – Foto: privat

„Wenn im Land die höchste Pandemiestufe gilt und die Städte und Gemeinden zusätzlich Allgemeinverfügungen erlassen, um dem Problem entgegen zu steuern, dann kann natürlich auch am Freitagabend bei der Musikprobe nicht alles so sein, wie früher!“ Zorn bedauert die Einschränkungen, für die aber auch die ganz überwiegende Mehrheit der Musiker vollstes Verständnis zeigt. „Besser eingeschränkt proben, als überhaupt nicht“, lautet die Devise, so Zorn. „Man darf auch nicht vergessen, dass es 100%ige Sicherheit nicht gibt – es kann trotz aller Maßnahmen immer etwas passieren. Aber wenn etwas passiert, dann sollten zumindest die Folgen möglichst eingegrenzt bleiben. Und dafür muss Vorsorge getroffen
werden.“ Zorn hat dabei vor allem auch im Blick, dass jede Musikerin und jeder Musiker neben der Freitagsprobe unter der Woche beruflich wie privat auch noch Kontakte zu zahlreichen anderen Personen hat. „Natürlich haben wir auch Musiker, die aus Gründen der Risikominimierung bereits
nicht mehr in die Probe kommen. Das kann man auch gut nachvollziehen. Dabei handelt es sich übrigens nicht unbedingt um Musiker, die für sich selbst ein hohes gesundheitliches Risiko sehen; vielfach sind es auch Musiker, die beispielsweise gesundheitlich vorbelastete Angehörige versorgen
und daher jedes zusätzliche Ansteckungsrisiko vermeiden wollen, oder aber es sind Musiker, die beruflich in besonders gefährdeten Bereichen tätig sind, in denen man sich leicht infizieren kann und die nicht mehr zur Probe kommen, damit sie ein etwaiges Risiko nicht in den Verein hinein tragen.“ Aber auch mit den Registerproben schreitet der Musikverein 1929 Ketsch jedenfalls musikalisch weiter voran – denn Ziel ist das Frühjahrskonzert 2021!           as

Neue Musiker/innen immer willkommen

Tubist Manfred Lange, der in mühevoller Arbeit die Inventarbestände des Musikverein 1929 Ketsch detailliert abgeglichen und parallel in das elektronische Vereinsverwaltungsprogramm eingepflegt hatte, war es gleich aufgefallen: Im Instrumentenbestand hat der Anteil der Instrumente zugenommen, die am Lager sind! – Tatsächlich verfügt der Musikverein über eine Vielzahl von Instrumenten, die aber meist „unterwegs“,

Würde sich freuen, wenn er feststellen könnte, dass der Bestand an Instrumenten im Lager des Musikvereins wieder abnimmt und wieder mehr junge Menschen ein Instrument erlernen: Tubist Manfred Lange. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch

also an Musiker ausgeliehen sind. Hier gibt es einen beständigen Wechsel, sei es, dass Musiker von einem Schülerinstrument auf ein qualitativ höherwertiges Konzertinstrument wechseln, dass junge Musiker neu beginnen – oder aber eben auch, dass Musiker aufhören, weil sie vielleicht die Lust verloren haben oder aber sich stärker auf die Schule oder ein anderes Hobby konzentrieren wollen bzw. müssen. Dabei ist die Musik doch eigentlich ein sehr schönes und anregendes Hobby, bei dem man zugleich einen Ausgleich zum Alltag finden kann. Richtig ist aber auch, dass es „Zeit kostet“ oder anders gesagt: Man muss für das Erlernen eines Instruments und das regelmäßige Üben Zeit investieren. Besonders die Regelmäßigkeit ist dabei wichtig, denn durchaus vergleichbar dem Sport, sind Fortschritte und außergewöhnliche Leistungen selbst bei großem Talent nur mit Ausdauer und konsequentem „Training“ möglich. Während sich Zu- und Abgänge in der Vergangenheit einigermaßen die Waage hielten, sind aktuell nun mehr Instrumente zurück gekommen, als neue Instrumente ausgegeben wurden. Eine Ursache hierfür dürfte nicht zuletzt auch Corona sein, denn die hierdurch notwendigen Beschränkungen trafen den kulturellen Bereich besonders stark: Instrumentalunterricht war teilweise überhaupt nicht mehr möglich; gleiches gilt für Proben, und auch Veranstaltungen (Konzerte und andere Auftritte) konnten nicht mehr durchgeführt werden. Dass es unter solchen Voraussetzungen schwer ist, junge Menschen – die sich zudem durch diverse Maßnahmen im Schulbereich ständig veränderten Situationen und Anforderungen ausgesetzt sehen – für das Erlernen eines Instruments zu begeistern, ist gut nachvollziehbar.

Der Musikverein 1929 Ketsch nimmt dies zum Anlass, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die erfahrenen Musiker, Dirigenten und Instrumentalausbilder des Musikvereins gerne für Fragen rund um die musikalische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen. Zudem kann der Verein durch die Ausgabe von Leihinstrumenten den Start in das Musikleben erleichtern. – Natürlich sind auch schon ausgebildete Musikerinnen und Musiker jeden Alters im Jugendorchester bzw. im Gesamtorchester des Musikvereins 1929 Ketsch jederzeit herzlich willkommen. Manfred Lange jedenfalls würde sich freuen, wenn er feststellen könnte, dass der Lagerbestand an Instrumenten wieder abnimmt. as

Lüften!

Lüften ist in den aktuellen Corona-Zeiten eine besonders wichtige Maßnahme bei Aktivitäten in geschlossenen Räumlichkeiten, sei es in den Schulen, in Sportstätten oder an anderen Orten. Ziel ist hierbei die Reduzierung der Aerosole in der Luft, und das ist ganz zuvorderst natürlich auch ein Thema bei Proben von bzw. mit Blasinstrumenten. Der Musikverein 1929 Ketsch probt seit Wiederaufnahme der Probetätigkeit daher auch mit geöffneten Fenstern und permanentem Durchzug in der großen Rheinhalle, was der eine oder andere Spaziergänger im Bruch vielleicht schon hat hören können. Dass eine Probetätigkeit möglich ist, verdankt der Musikverein der Gemeinde Ketsch, die für die jeweils freitags stattfindenden Proben die Rheinhalle zur Verfügung gestellt hat. „In der großen Rheinhalle haben wir mit den notwendigen Abständen zwischen den Musikern natürlich überhaupt kein Problem. Und mit den Fenstern auf beiden Seiten der Halle kann eine gute Belüftung sichergestellt werden“, so der 1. Trompeter und Pressechef Alexander Schulz. „Auch das Raumvolumen der hohen Rheinhalle ist hier ein weiterer Vorteil – womit man aber wieder einmal sieht, dass jedes Ding zwei Seiten hat, wie man so sagt, denn die Größe der Rheinhalle stellt die Musiker bei der aktuellen Sitzanordnung zugleich vor akustische Probleme“, erklärt Schulz, der darauf hinweist, dass die Musiker aus Platzgründen nicht etwa auf der Bühne sitzen können, sondern sich unter Beachtung der Abstandsregeln im Saal platzieren müssen. „Das wird voraussichtlich auch bei einem Konzert, das wir im nächsten Jahr gerne durchführen würden, wenn es die Corona-Situation und die entsprechenden Bestimmungen zulassen, nicht anders sein, so dass dann das Orchester und das Publikum im Saal Platz nehmen müssten. Dadurch sowie durch die notwendigen Abstände wird die Anzahl der Plätze für die Zuhörer sicher deutlich beschränkt sein.“

1. Trompeter und Pressechef Alexander Schulz geht davon aus, dass das
notwendige Lüften den Probeablauf in den bevorstehenden Wintermonaten beeinflussen bzw.
verändern wird. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch

Für die Proben in der jetzt anstehenden kälteren Jahreszeit sieht Schulz, dass hier Probleme auftreten werden, die gelöst werden müssen: „Mit Durchzug bei eisigem Wind zu proben, das wird wohl nicht gehen. Hier muss dann vielleicht der Probeablauf entsprechend angepasst werden, also beispielsweise die Probezeit in kleinere Zeiträume unterteilt werden, damit in den Pausen jeweils ein kurzes Stoßlüften möglich ist.“ Schon jetzt empfiehlt Schulz allen Musikerinnen und Musikern, besser einen Pullover und einen Schal zusätzlich zur Probe mitzubringen. „Das Kälteempfinden ist auch ganz unterschiedlich – während die einen Musiker mit dickem Rollkragenpullover zur Probe erscheinen, kommen andere noch immer in kurzen Hosen“, wie Schulz bereits festgestellt hat.

Trotz ungewohnter Probesituation und verschiedener Probleme, die zu lösen sind, überwiegt bei den Musikerinnen und Musikern des Musikvereins 1929 Ketsch doch die Freude darüber, dass Proben jetzt überhaupt wieder möglich sind und dass mit dem geplanten Konzert im nächsten Jahr auch wieder ein klares Probeziel vor Augen ist.

Konzertvorbereitung beginnt

„Dass wir im Herbst mit der Konzertvorbereitung beginnen, ist eigentlich nicht so außergewöhnlich“, so Nina Zorn, die 2. Vorsitzende und Schlagzeugerin des Musikvereins 1929 Ketsch. „Allerdings hatten wir diesem Jahr Corona-bedingt leider kein Frühjahrskonzert und auch sonst keine Veranstaltungen oder Auftritte durchführen können. Immerhin aber sind seit Mitte des Jahres nun zumindest schon wieder Proben möglich – natürlich mit den im Blasmusikbereich gebotenen großen Abständen und diversen Hygienemaßnahmen. Die Proben werden von den Musikerinnen und Musikern auch gerne angenommen.

Freuen sich über die aktuellen Probemöglichkeiten und den gelungenen Start der Vorbereitungen auf das Frühjahrskonzert 2021: Solo-Flötistin Jasmin Reidt und Vizedirigent Julian Wittig. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch

Selbstverständlich ist den Musikern die Probeteilnahme in Coronazeiten freigestellt, schließlich gibt es Musiker, die aus persönlichen oder beruflichen Gründen jedes – wenn auch aufgrund der ergriffenen Maßnehmen nur geringe – zusätzliche Risiko durch Freizeitaktivitäten vermeiden wollen. Nachdem der Probebetrieb wieder angelaufen ist und sich die Musiker langsam ihrem gewohnten Leistungsstand annähern, ist jetzt die Zeit für neue Herausforderungen gekommen – und das ist beim Musikverein 1929 Ketsch traditionell die Vorbereitung auf das große Frühjahrskonzert.“ Zorn weiß heute aber noch nicht, ob der Probebetrieb in den nächsten Monaten aufrecht erhalten werden kann. Und auch, ob der schon lange im Voraus geplante Konzerttermin im März gehalten werden kann, ist nicht sicher. „Aber so, wie die Politik in Corona-Zeiten auf Sicht fährt, müssen wir es eben auch machen. Wichtig ist aber, eine Richtung und ein Ziel zu haben. Ob und ggf. in welchem Format ein Frühjahrskonzert dann im nächsten Jahr durchgeführt werden kann, sehen wir, wenn wir dem Termin näher kommen. Entscheidend ist aber, dass es umgekehrt überhaupt nicht gehen würde: Sollte ein Frühjahrskonzert im nächsten Jahr irgendwie durchführbar sein, können wir nicht erst ein paar Wochen davor mit den Proben beginnen“, erläutert Zorn die maßgeblichen Überlegungen. Vizedirigent Julian Wittig, der in Vertretung von Chefdirigent Patrick Wewel die erste „Konzert-Probe“ am vergangenen Freitag leitete, merkt dazu an, dass die Erarbeitung eines Konzertprogramms mit neuen und anspruchsvollen Werken erfahrungsgemäß immer auch einen Motivationsschub bei den Musikern auslöst und Musiker dann nicht nur vermehrt üben, sondern auch der Probebesuch konstanter wird. Das Konzertprogramm haben Wittig und Wewel gemeinsam erarbeitet. Viel soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden; Wittig weist darauf hin, dass es auch durchaus noch zu einzelnen Veränderungen in den bisherigen Planungen kommen kann. „Dass es jetzt los geht ist zugleich ein wichtiges Zeichen an alle Musiker und Freunde des Vereins. Und das betrifft nicht nur das Gesamtorchester, denn auch das Jugendorchester ist mit eingebunden und wird dann wieder einen Teil des Frühjahrskonzertes mit bestreiten“, freut sich Zorn. „Wie es mit Corona weitergeht, das werden wir sehen. Jetzt fokussieren wir uns erst einmal auf die musikalischen Hürden, die von den Musikerinnen und Musikern bis zum Frühjahrskonzert genommen werden müssen. Denn eines ist klar: Auch in Corona-Zeiten hat der Musikverein 1929 Ketsch einen hohen künstlerischen und musikalischen Anspruch, dem jeder einzelne Musiker gerecht werden will.“

Die Letzten werden die Ersten sein!

An die Corona-bedingt seit Wiederaufnahme der Probetätigkeit regelmäßig oben in der großen Rheinhalle stattfindenden Proben haben sich die Musikerinnen und Musiker des Musikvereins 1929 Ketsch inzwischen schon gewöhnt, auch wenn es für viele Musiker immer wieder überraschend ist, an welcher Stelle und in welcher Ausrichtung – sei es aus akustischen Gründen oder weil die Tische und Stühle für die ebenfalls in der Rheinhalle stattfindenden Gemeinderatssitzungen in der Halle stehen – jeweils am Freitagabend aufgebaut wird. Das Jugendorchester beginnt den „Probe-Reigen“ und Jugenddirigentin Lea Koch und „der Neue im Team“, Lukas Schilling, hatten sich am vergangenen Freitag dafür entschieden, das Schlagzeug vor der Bühne der Rheinhalle zu platzieren. Die Musiker bauten daher unter Beachtung der notwendigen Corona-Abstände entsprechend auf und richteten sich – innerhalb des Tisch-Karrees der Gemeinderatssitzung – zum Eingang der Rheinhalle hin aus.

Bereits im Vorfeld war bekannt, dass aus krankheits- bzw. aus terminlichen Gründen am Freitagabend keiner der Dirigenten des Gesamtorchesters des Musikvereins 1929 Ketsch zur Verfügung stehen würde. Vorstand und Musikerschaft waren sich jedoch einig, dass nach den Corona-bedingten Monaten ohne Probetätigkeit keine Möglichkeit, das gemeinsame Zusammenspiel wieder zu üben, ausfallen sollte. Schon zu Beginn war aber auch klar, dass es aufgrund der großen Abstände zwischen den Musikern „vorne“ jemanden braucht, an dem sich die Musiker orientieren können. Aber warum eigentlich vorne? Und so ergriff die 2. Vorsitzende und Schlagzeugerin Nina Zorn die Initiative und übernahm das Einzählen, was sich aus der letzten Reihe jedoch gar nicht so einfach gestaltete. „Könnt ihr euch vielleicht alle zu mir umdrehen?“ war schnell eine Lösung gefunden. So kam es, dass die Tuben plötzlich in der ersten Reihe und die Klarinetten und Flöten ganz hinten saßen. Ausgerichtet auf das Schlagzeug konnte Zorn damit einerseits den Musikern die notwendigen Einsätze geben und andererseits zugleich auch noch selbst das Schlagzeug spielen. „Nun klappt das gleich viel besser“, freute sich Zorn.

Etwas ungewohnt: Eine Probe ohne Dirigent mit Ausrichtung auf die 2. Vorsitzende und Schlagzeugerin Nina Zorn, die den Musikern den Takt und die Einsätze vorgibt. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch

Und so wurde die Probe vor allem dazu genutzt, das eine oder andere „vergessene Stück“ herauszuholen und anzuspielen. Was gerade langjährige Musiker oft nicht beachten, ist die stetige Fluktuation, die in einem großen Orchester immer besteht: Viele „alte, bekannte Stücke“ haben die neuen Musikerinnen und Musiker im Orchester nämlich vorher noch nie gesehen und müssen sie dann plötzlich „vom Blatt“ spielen. Im Rahmen der heutigen Instrumental-Ausbildung aber wird das „Vom-Blatt-Spielen“ oft nicht mehr vermittelt. Dabei sind die Noten selbst meist gar nicht das Problem. Der Musiker muss aber wissen, worauf es wesentlich ankommt: Welche Struktur hat das Werk? Wo sind Wiederholungen oder Sprünge? Gibt es Vorzeichenwechsel? … – Zahlreiche Musiker lernen das erst im Orchester, zum Glück meist an der Seite erfahrener Musiker. „Gemeinsam anfangen und gemeinsam aufhören“ ist ein typischer Musikerspruch. Einer der „alten Hasen“ ist Stefan Schneider, seit vielen Jahren 1. Klarinettist. „Dass mein Musikerkollege Christian (Scholz) der mit Abstand beste Klarinettist im Verein ist, steht außer Frage. – Trotzdem lassen sie mich weiter am ersten Pult mitspielen – denn ich komme immer irgendwie durch“, sagt Schneider mit einem Lachen. Und dieses Wissen gibt Schneider an die sehr gut ausgebildeten jungen Musikerinnen und Musiker weiter: „Wenn man an einer Stelle die Klarinette hören soll, dann musst Du etwas spielen! Aufhören, nur weil man meint, es nicht richtig zu können oder falsche Töne zu spielen, geht nicht.“ as

„Harry, fahr` schon mal den Wagen vor.“

So, wie viele gerne ein Auto in Anspruch nehmen, Pflege und Wartung aber anderen überlassen,
gibt es auch zahlreiche Musikerinnen und Musiker, die ein Instrument in ausgezeichnetem,
spielbereitem Zustand zwar zu schätzen wissen, selbst aber nicht viel dafür tun!

1.Vorsitzender Günter Karl.

Dabei wissen alle Musiker, dass ein Instrument nicht nur vorsichtiger Behandlung, sondern auch ständiger Pflege bedarf. Das gilt nicht nur für Instrumente, die dauernd im Einsatz sind, sei es bei Proben, im
Konzertsaal oder bei Freiluftveranstaltungen; es gilt ebenso für Instrumente, die weniger oder
vorübergehend vielleicht sogar überhaupt nicht im Einsatz sind. „Wer rastet, der rostet“ könnte man
sagen – nun, eine Trompete oder eine Klarinette rostet nicht; sehr wohl aber gibt es dann schnell
Probleme mit den Ventilen oder mit der Mechanik, wenn ein Instrument nicht regelmäßig gewartet
wird.

Auch der 1. Trompeter und Pressechef, Alexander Schulz, der zugleich in seiner Eigenschaft  als Inventarverwalter eng mit dem Thema verbunden ist, weiß: „Nur ein gut gepflegtes Instrument
hat ein langes Leben.“ – Auch Tubist Manfred Lange, zugleich langjähriger Mitstreiter von Schulz, und hier maßgeblich bei der Digitalisierung der Inventarverwaltung des Musikvereins tätig, kann
davon berichten: „Bei Blasinstrumenten reden wir ja nicht von einer Jahrhunderte alten Stradivari; aber als ich einmal mit einem schon über ein halbes Jahrhundert alten Bariton aus dem Intentarbestand des Musikvereins zur Prüfung und Überholung zu Thorsten Mittag (einem auch bei Profi-Blechbläsern renommierter Sinfonieorchester deutschlandweit bekannten Instrumentenmacher, der seine  Werkstatt in Heidelberg-Wieblingen hat) ging, war dieser richtig begeistert, denn Instrumente dieser Material- und  Verarbeitungsqualität werden heute nur noch ganz selten gefertigt und sind dann auch entsprechend hochpreisig, um nicht zu sagen – unbezahlbar!

Apropos bezahlbar: Das ist selbstverständlich ein Thema, das der Schatzmeister des Musikvereins
1929 Ketsch, Wolfgang Wimmer, stets im Blick hat: „Früher gab es ein geringeres Angebot an
Instrumenten, allerdings zu erträglichen Preisen. Hinzu kam, dass sich die Musiker „früher“ –
Wimmer ist allerdings schon seit über einem halben Jahrhundert Musiker im Musikverein 1929
Ketsch – nach kurzer Zeit entschieden, „dabei zu bleiben“ und sich daraufhin eigene Instrumente
anschafften. Heute ist die Situation eine ganz andere: Zwar spielen viel mehr Kinder und
Jugendliche ein Instrument und die Zahl der Musiker in den Orchestern hat entsprechend
zugenommen, aber viele hören aufgrund anderer Freizeit-Interessen oder später aus beruflichen
Gründen wieder auf, bleiben dem Verein also nicht dauerhaft erhalten. Mit Blick hierauf scheuen
auch viele Eltern die Investition in ein gutes (und teures) Instrument. Was ich aus Sicht der Eltern
gut nachvollziehen kann, führt uns als Verein zu der Frage, Instrumente welcher Qualität wir für die
jungen Musiker vorhalten sollten. Meist entscheiden wir uns dann für Instrumente mittlerer
Qualität.“ – Unterstützung erhält Wimmer dabei auch von Orga-Chef Stefan Strobel. Der studierte
BWLer und erfahrene Berufsschullehrer weiß: „Ein billiges Instrument, ist kein günstiges
Instrument!“ – Und hier schließt sich der Kreis zum Bariton von Manfred Lange, das es ohne seine
hohe Qualität heute sicher nicht mehr geben würde.         as

Verstärkung in der Jugendleitung

Zum Ende der Sommerferien waren sie fast schon wieder alle da, die Kinder und Jugendlichen des Jugendorchesters des Musikvereins 1929 Ketsch. – Mit dabei auch wieder ein langjähriger „älterer Jungmusiker“, der künftig aber eine neue Position in der Jugendleitung des Musikvereins 1929 Ketsch übernehmen wird: Lukas Schilling.

Bildunterschrift: Ergänzt künftig das Jugendleiter-Team des Musikvereins 1929 Ketsch: Lukas Schilling, der selbst viele Jahre als Posaunist im Jugendorchester mitgewirkt hat. – Foto: privat

Der 20jährige junge Mann, der nach seinem Abitur am Karl Friedrich-Gymnasium Mannheim im Jahre 2018 ein Bundes-Freiwilligenjahr in Houston/Texas (USA) absolvierte und nach seiner Rückkehr nach Deutschland das Lehramtsstudium an der PH Heidelberg aufgenommen hat, wird künftig die beiden Jugenddirigenten Lea Koch und Andreas Gebhard tatkräftig unterstützen und zunächst die Leitung des Vororchesters übernehmen.
Schilling hatte selbst in den vergangenen Jahren als 1. Posaunist maßgeblich zur musikalischen Fortentwicklung des Jugendorchesters beigetragen. „Mit meiner neuen Tätigkeit will ich dem Verein – und vor allem auch den zahlreichen neuen jungen Musikerinnen und Musikern im Jugendorchester – etwas von dem zurück geben, was ich in meiner Zeit als Jungmusiker hier in Ketsch lernen und erfahren durfte“, so Schilling, der bisher weiterhin noch in Mannheim-Rheinau wohnt.

Der frühere Jugenddirigent und aktuelle Vizedirigent des Gesamtorchesters, Julian Wittig, brachte Schilling damals in das Jugendorchester nach Ketsch. Auch Wittig (selbst inzwischen übrigens Lehrer) freut sich, dass Schilling diesen Weg nehmen will: „Lukas hat großes Potenzial, bringt viel Engagement mit und kann aktiv und sehr positiv auf die Kinder und Jugendlichen zugehen.“ Neben seinem Hauptinstrument Posaune spielt Schilling seit einigen Jahren auch Schlagzeug/Percussion. „Der Auslandsaufenthalt und vor allem die interessanten Erfahrungen bei vielen Ausflügen nach New Orleans haben mich in dieser Richtung bestärkt“, erläutert Schilling. Die gesamte Vorstandschaft wünscht Schilling viel Erfolg auf seinem weiteren Weg und wird ihn dabei unterstützen.

„Wofür proben wir denn?“ – Nun, das ist eine – durchaus berechtigte – Frage, die in der Jugend, wie auch in dem Gesamtorchester von Musikerinnen und Musikern immer wieder gestellt wird. Sie wünschen sich ein naheliegendes Ziel und damit möglichst zugleich eine Bestätigung ihrer Arbeit und ihres Einsatzes. Die 2. Vorsitzende Nina Zorn weist dabei regelmäßig darauf hin, dass ein jeder Musiker immer erst einmal für sich selbst übt: „Jeder Musiker ist nur so gut, wie er selbst spielen kann – und gemeinsam erreichen wir die Ziele!“ Dabei weiß auch Zorn, dass die Motivation mit dem zielgerichteten Üben und den Auftritten zunimmt. „Aktuell ist die Situation Corona-bedingt aber so, wie sie ist. Selbstverständlich würden wir gerne öffentlich musizieren, Konzerte geben und Musik für unser Publikum machen. – Wir machen uns auch viele Gedanken, wie dies praktisch umgesetzt werden kann. Das aber geht nur in Abstimmung mit der öffentlichen Verwaltung, die in dieser schwierigen Situation letztlich die Verantwortung für die Gesundheit aller trägt.“ Zorn ist sich sicher, dass in gemeinsamer Abstimmung von Verwaltung und Vereinen Formate gefunden werden, die den verschiedenen Interessen und Notwendigkeiten Rechnung tragen.

Transparenter Klang

Sieht in den veränderten Probebedingungen durchaus auch positive Möglichkeiten und will diese verstärkt nutzen: Dirigent Patrick Wewel. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch

Bei allen Corona-bedingten Einschränkungen, auch im Bereich der Probearbeit des Musikvereins 1929 Ketsch, gibt es daneben durchaus auch Positives zu berichten. „Die akustische Grenze von etwa 20-25 Musikern – ab dieser Zahl macht eine Probe mit Corona-Abstand einfach keinen Sinn mehr, da sich die Musiker nicht mehr gegenseitig hören können – hat interessante Nebeneffekte in der aktuellen Probearbeit“, so Chef-Dirigent Patrick Wewel. „Je nach Zusammenstellung der teilnehmenden Musiker bzw. Register ergibt sich ein recht transparentes Klangspektrum, bei dem einzelne Stimmen sehr gut herausgearbeitet werden können.“ Die einzelnen Musikerinnen und Musiker werden dadurch stark gefordert, denn plötzlich kann man sich nicht mehr im Register oder innerhalb des Gesamtklangs „verstecken“. Hinzu kommt, dass führende Stimmen einzeln besetzt und nun auch von Musikern gespielt werden, die sonst oftmals ihren ambitionierten Satzkolleginnen oder -kollegen den Vortritt lassen. „Wie etwa Sara Wangel an der Querflöte oder Helmut Oszcipok an der Trompete die Solostimmen bzw. -passagen spielen können, das ist schon eine bemerkenswerte Leistung. Und ich bin mir sicher, dass es im Orchester noch mehr Musiker mit großem Potenzial gibt, die aber bisher noch nicht so aufgefallen sind“, zeigt sich Wewel begeistert. Er hat sich vorgenommen, die probetechnischen Vorteile des transparenten Klangs künftig noch gezielter einzusetzen und will durch die Auswahl der teilnehmenden Musiker zugleich auch den einen oder anderen Musiker aus der „zweiten Reihe“ ganz bewusst nach vorne holen und stärker fordern.

Im Bereich des Jugendorchesters, das derzeit auch von Patrick Wewel geleitet wird, nimmt die Besetzung stetig zu. „Ich gehe davon aus, dass nach Ende der Sommerferien dann tatsächlich alle da sind. Einige kenne ich ja noch gar nicht, da sie noch nicht in den Proben waren, seit ich die Jugendprobe leite.“ Den Jungmusikerinnen und -musikern machen die Proben mit Patrick Wewel jedenfalls viel Spaß, und auch erste musikalische Fortschritte sind bereits zu hören.

Die Proben finden weiterhin in der großen Rheinhalle statt, die unter den Corona-bedingten Voraussetzungen die besten Probemöglichkeiten bietet. as

Verbandsstruktur ist wichtig

Äußerst vielfältig sind die Fragen, die sich einem Musikverein und seiner Führung in der täglichen Arbeit und bei der Verfolgung der satzungsgemäßen Ziele stellen. Neben musikalisch-künstlerischen Fragen handelt es sich hierbei vorwiegend um organisatorische sowie rechtliche und steuerliche Fragen. Tipps und Hilfestellungen erhält ein Verein dabei oftmals auch von befreundeten Vereinen, mit denen man im ständigen Austausch ist und über Probleme und individuelle Lösungsansätze spricht. – Von sehr großer Bedeutung ist aber vor allem die Unterstützung, die der Musikverein 1929 Ketsch über die Verbandsstrukturen erhält. So ist der Musikverein Mitglied im regionalen Kreisverband „Blasmusikverband Rhein-Neckar“ und über diesen im „Blasmusikverband Baden-Württemberg“ organisiert. Der Verband beobachtet aktuelle Entwicklungen und informiert seine Mitglieder frühzeitig über Veränderungen oder beispielsweise neue Regelungen und Anforderungen, die in der praktischen Vereinsarbeit berücksichtigt werden müssen.

„Man muss das Rad zum Glück nicht immer selbst neu erfinden“, verweist
Presse-Chef Alexander Schulz auf die Unterstützung, die der Verein durch seinen Verband erhält. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch

„Das ist eine sehr wichtige Hilfe und Unterstützung in der Vereinsarbeit“, erläutert der 1. Trompeter und Presse-Chef des Musikvereins 1929 Ketsch, Alexander Schulz. „Schließlich sind die Verantwortlichen im Verein alle ehrenamtlich und in ihrer Freizeit tätig. Sie hätten gar nicht die Zeit, sich eigenständig über sämtliche Details in den unterschiedlichen Bereichen zu informieren, die aber alle relevant sind; und für bestimmte Fragen braucht man zudem auch besondere Fachkenntnisse.“ Der Verband bereitet die Themen für seine Mitgliedsvereine auf, stellt Handlungsanleitungen zur Verfügung, die von den Vereinen umgesetzt werden können und schließt etwa auch Rahmenverträge mit Urheberrechtswahrnehmungsvereinigungen oder Versicherungen ab. Aber nicht nur im organisatorischen, auch im musikalischen Bereich unterhält der Verband ein breites Angebot. „Mit Seminaren, Unterrichtsangeboten und Ausbildungskursen fördert der Verband auch vereinsübergreifend die musikalische Entwicklung. Musiker können zum Beispiel an den regelmäßig angebotenen sog. „D-Kursen“ teilnehmen, die zum Ziel haben, ein einheitliches hohes Ausbildungsniveau am Instrument und in der Musiktheorie zu gewährleisten. Und besonders engagierte und gute Musiker haben die Möglichkeit, in den Verbands- und Landesblasorchestern mitzuwirken und dabei ganz neue musikalische Erfahrungen zu sammeln“, so Schulz. Auch in der aktuellen Corona-Situation hat der Verband den Vereinen wichtige Hilfestellungen gegeben und zugleich im Dialog mit den politisch Verantwortlichen darauf hingewirkt, dass Musizieren unter Beachtung notwendiger Beschränkungen überhaupt wieder möglich wurde. – Aber nicht nur Vereins-, auch Verbandsarbeit kostet natürlich Geld und der Musikverein 1929 Ketsch zahlt jährlich pro gemeldetem Musiker eine Abgabe an den Verband. Doch dieses Geld ist sicher gut angelegt, wie die langjährigen Erfahrungen zeigen. as

Wunschkonzert, 2. Teil

Nach dem ersten erfolgreichen Versuch in der Vorwoche setzte Dirigent Patrick Wewel die „Wunschkonzert-Probe“ mit dem zweiten Teil fort. „Einerseits gibt es für mich in der sehr umfangreichen Repertoire-Mappe noch immer viel Neues zu entdecken, andererseits arbeite ich aufgrund der Corona-bedingt weiterhin eingeschränkten Probemöglichkeiten in den Proben teilweise mit stark wechselnden Besetzungen“, so Wewel. Auch für die Musikerinnen und Musiker des Gesamtorchesters sind die Wunschkonzertproben eine ganz neue Erfahrung. „Man muss nicht direkt auf den nächsten Auftritt hinarbeiten“, erklärt 1. Trompeter und Pressechef Alexander Schulz. „Dadurch stehen die Werkauswahl und der Mix aus den unterschiedlichen Musikrichtungen im Vordergrund und die Musiker können ihre Ideen mit einbringen. Tatsächlich ist die musikalische Bandbreite des Gesamtorchesters schon bemerkenswert und reicht von traditioneller Blasmusik, über moderne sinfonische Blasmusik bis hin zu Arrangements aus Jazz, Rock und Pop.“ Schulz schränkt ein, dass die „ganz großen Werke“ eine volle Besetzung von etwa 50 Musikern benötigen und eine solche Probe derzeit noch nicht möglich ist. Allerdings finden sich solche Werke auch nur vereinzelt in der Repertoire-Mappe.

Der Blick der Musiker, die für die Probe ihre Noten aus dem Notenschrank holen, fällt dabei auch auf ein auffällig orangenes Sparschwein. Dieses ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des 29er Musikfestes und hat seinen Stammplatz auf der Theke des Geschirrmobils. Chef-Organisator Stefan Strobel hatte damals die Idee, dort eine Spendenkasse aufzustellen. Das Geschirrmobil ist zugleich die Pfandrückgabe – und so mancher Euro wanderte seitdem bereits in die Spendenkasse zugunsten der Jugendarbeit des Musikvereins 1929 Ketsch. „Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist“, freut sich Strobel, der das auffällige Sparschwein aus seinem privaten Fundus mitgebracht hatte. „Leider musste das 29er Musikfest in diesem Jahr Corona-bedingt ausfallen, so dass dem Verein die Einnahmen aus dem Wirtschaftsbetrieb und die Spenden fehlen“, so Strobel. „Wir hoffen, dass sich die Lage bis zur Jahresmitte 2021 entspannt und das 29er Musikfest dann wieder durchgeführt werden kann.“

Die Musikerinnen und Musiker des Gesamtorchesters proben regelmäßig weiter intensiv unter der Leitung von Dirigent Patrick Wewel. Wenn wieder Auftritte in einem größeren Rahmen möglich werden, sind die Musiker dann jedenfalls bestens darauf vorbereitet.