Probe-Wiederaufnahme

Es sind zwar immer noch nur sehr kleine Schritte, aber immerhin: Es bewegt sich was! Nach den
ersten Lockerungen der baden-württembergischen Corona-Verordnung hatten die Verantwortlichen
im Musikverein 1929 Ketsch die Entwicklung sehr genau verfolgt. Dabei war frühzeitig klar, dass
eine „normale Musikprobe“, wie sie der Musikverein bisher immer am Freitagabend in der
Rheinhallengaststätte durchgeführt hatte, auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird. Ziel der
Überlegungen war daher, in einem ersten Schritt überhaupt wieder so etwas wie eine Probe
durchzuführen zu können – und sei es auch nur mit einer sehr begrenzten Anzahl von Musikern.
Eine besondere Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass es für Blasorchester keine speziellen
Regelungen gibt. Vielmehr werden die Regelungen für Musikschulen entsprechend herangezogen
sowie die Regelungen für Kultureinrichtungen, wie z.B. Theater und Opernbühnen, und die
Vorschriften für öffentliche Veranstaltungen. Hinzu kommt, dass für die einzelnen Bereiche
teilweise unterschiedliche Zuständigkeiten bestehen und dass sich die Regelungen in einem Prozess
laufender Veränderung und Anpassung befinden. Hier ist es sehr hilfreich, dass der
Blasmusikverband Baden-Württemberg seinen Mitgliedsvereinen eine Handreichung für den Probe-
und Unterrichtsbetrieb zur Verfügung stellt, die ständig aktualisiert und fortgeschrieben wird.
Nach internen Beratungen von Vorstandschaft und Dirigenten wurde ein erstes Konzept erstellt und
dieses auch mit der Gemeinde Ketsch abgestimmt. Auf dieser Grundlage wird jetzt mit einem ersten
„Kleinst-Probe-Betrieb“ begonnen. Ein ganz praktisches Problem zeigte sich dabei auch schon in
der Vorbereitung: Die einschlägigen Regelungen sehen vor, dass der Proberaum aufgrund der
Aerosolbildung in kurzen Abständen durchgelüftet werden muss. – Aber wer die
Rheinhallengaststätte kennt, der weiß, dass ein „Durchlüften“ dort schon aus baulichen Gründen
schlicht nicht möglich ist und die Rheinhallengaststätte auch nicht über eine Klimaanlage verfügt.
Daher wird der Probebetrieb nunmehr in der Rheinhalle starten, die zwar auch keine Klimaanlage
besitzt, dafür aber beidseitig über Fenster verfügt.

Dirigent Patrick Wewel hat sich nicht nur musikalisch auf den Wiedereinstieg in die Probearbeit vorbereitet, sondern auch schon einmal getestet, wie er den Weg von seinem Wohnort in Mannheim nach Ketsch am besten mit dem Fahrrad zurücklegen kann.

Zumindest mit dem Erfordernis der
„Nachverfolgbarkeit“ gibt es bei dem jetzt geplanten Probebetrieb beim Musikverein 1929 Ketsch keinerlei Probleme: Zur Probe kommen darf ohnehin erst einmal nur, wer für die jeweils vorgesehene Probe von dem Dirigenten eingeladen wird; und die Kontaktdaten der Musiker sind
dem Verein bekannt.

„Das ist selbstverständlich nur eine Notlösung unter Berücksichtigung der aktuell gegebenen   Möglichkeiten und kein zukunftsweisendes Konzept“, stellt Dirigent Patrick Wewel klar. „Aber lieber ein wenig Probe, als gar keine Probe. Und ich freue mich, endlich wieder meine Musiker zu
sehen – und hoffe natürlich, dass das umgekehrt auch der Fall ist!“

Probe-Vorbereitungen

Die baden-württembergische Corona-Verordnung in ihrer aktuellen Fassung hat weitere Lockerungen der bisher geltenden Beschränkungen gebracht. So sind Versammlungen von bis zu 10 Personen im nicht-öffentlichen Raum zulässig – allerdings nicht, um zu musizieren! Für Bläsergruppen gilt immer noch eine Grenze von fünf Personen. In dieser Anzahl ist auch bereits der musikalische Leiter mit eingeschlossen. Die Musikerinnen und Musiker müssen zudem einen Abstand von mindestens 2,5 Metern zueinander halten und für jede Person müssen mindestens 10 Quadratmeter Raumfläche zur Verfügung stehen. Das gilt auch für Register- oder Ensembleproben bis maximal fünf Personen.

Im Musikverein 1929 Ketsch verfolgen die Verantwortlichen die Entwicklungen sehr aufmerksam. Bei realistischer Einschätzung ist davon auszugehen, dass eine „normale Musikprobe“, wie sie der Musikverein bisher immer am Freitagabend in der Rheinhallengaststätte durchgeführt hatte, auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird. Daher arbeiten der Vorstand und die Dirigenten an einem Konzept, wie zumindest wieder „ein wenig Probearbeit“ möglich wird und wie dies konkret organisiert werden kann. „Klar, für acht Trompeten brauchen wir somit dann schon einmal zwei Probetermine, also jeweils vier Musiker und dazu der Dirigent“, so 1. Trompeter und Pressesprecher Alexander Schulz. „Wie ein solches außergewöhnliches Probeformat von den Musikern angenommen wird, weiß man natürlich nicht. Aber ich denke, dass es in Anbetracht der aktuellen Situation durchaus eine große Akzeptanz geben wird. Schließlich ist eine Probe in einer Kleinstgruppe immer noch besser als überhaupt keine Probe, so wie dies der Zustand derzeit ist“, zeigt sich Schulz optimistisch.

„1. Trompeter und Pressesprecher Alexander Schulz würde sich freuen, wenn schon bald wieder zumindest eine Probe in Kleinstgruppen durchgeführt werden könnte. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch.“

Zu proben jedenfalls gibt es genug, denn Dirigent Patrick Wewel und Vize-Dirigent Julian Wittig haben sich in den letzten Wochen viele Gedanken um das Repertoire und neue Werke gemacht. Auch die Dirigenten würden es sehr begrüßen, mit der Umsetzung der Ideen schon bald beginnen zu können und die musikalische Arbeit im Musikverein 1929 Ketsch vorsichtig wieder zum Leben zu erwecken. „Die Aufnahme der Probearbeit in Kleinstgruppen heißt für die Musiker aber auch, dass weiterhin das Üben zuhause große Bedeutung hat. Die Musiker sollten ihre Stücke bereits sicher beherrschen, damit in der Probe ggf. Fehler korrigiert und Feinheiten erarbeitet werden können. Gerade bei neuen, noch unbekannten Werken, ist das aber gar nicht so einfach“, merkt Schulz an.

Raumpatrouille

„Raumpatrouille“ – ein schwieriges Wort und Werk, aber selbstverständlich kein Problem für Jugenddirigent Andreas Gebhardt, der im Gesamtorchester zudem höchst flexibel als Klarinettist, Saxophonist, Schlagzeuger und als Sänger aktiv ist. Seit vielen Jahren ist die „Raumpatrouille“ (Grüne Mappe, Nr. 125) auch ein Lieblingsstück bzw. ein „must have“, also ein unbedingt zu spielendes Werk, nicht nur von Gebhardt, sondern auch vieler anderer Musikerinnen und Musiker des Musikvereins 1929 Ketsch. Es war vor vielen Jahren Dirigent Dieter Kaufmann, der das Werk in den Musikverein brachte und in das Repertoire aufnahm. Bei dem Werk handelt sich um die Titelmelodie der Science-Fiction-Fernseh-Serie „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion “ aus dem Jahr 1966, unter anderem mit Schauspielern wie Dietmar Schönherr (Commander Cliff Allister McLane), Eva Pflug (Tamara Jagellowsk), Wolfgang Völz (Mario de Monti) oder Charlotte Kerr (als Befehlshaberin der Schnellen Raumverbände, Lydia van Dyke). Legendär auch die verschiedenen Film-Tricktechniken, die bei den Aufnahmen der Schwarz/Weiß-Serie verwendet wurden, wie auch die futuristisch verfremdeten Requisiten, z.B. ein Bügeleisen oder Sanitärarmaturen. Die Titelmelodie wie auch die gesamte Filmmusik stammt von dem deutschen Komponisten Peter Thomas. Gespielt wurde die „Raumpatrouille“ vom Musikverein 1929 Ketsch früher häufiger und bei unterschiedlichen Gelegenheiten; seinen Kultstatus aber erhielt das Werk als Schlussstück des 29er Musikfestes, das damals noch Blasmusikfest hieß. Wenn am Montagabend (früher: am Sonntagabend, als das Fest noch am Sonntagabend endete) das Programm und alle Zugaben gespielt waren, bildete die Raumpatrouille den Abschluss – für die Musiker wie auch das Publikum. Wenn – regelmäßig mit einem besonderen Dank an die zahlreichen Helfer des Musikfestes – die Raumpatrouille gespielt wurde, war klar, „jetzt hören die Musiker tatsächlich auf!“

Jugenddirigent Andreas Gebhardt ist optimistisch, dass in Zukunft auch Proben des Jugendorchesters des Musikvereins 1929 Ketsch irgendwann wieder möglich werden. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch.

Daran musste Gebhardt – auch er schon als kleiner Jungmusiker vor vielen Jahren im Gesamtorchester mit dabei – denken, als er in der vergangenen Woche die Nachricht vom Tod des Komponisten Peter Thomas in den Nachrichten hörte. Der 1925 in Breslau geborene Musiker studierte in Berlin Musik und machte sich danach als Komponist für Filmmusik einen Namen. Thomas komponierte die Filmmusiken zu zahlreichen Edgar-Wallace-Filmen, ebenso wie zu Krimi-Fernsehserien wie „Der Kommissar“, „Derrick“ oder „Der Alte“.

Dass aber bis vor der Corona-Krise wöchentlich stattfindende Jugend- und Gesamtproben aktuell noch „Science-Fiction“ sind, ist nicht nur für Jugenddirigent Gebhardt ein Problem. Wie und vor allem wann vielleicht Proben wieder möglich werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Offen ist auch, ob es ein 29er Musikfest in diesem Jahr geben wird. Die Verantwortlichen um Orga-Chef Stefan Strobel verfolgen sehr genau die Entwicklungen in Sachen Corona. Jugenddirigent Gebhardt kann sich ein Jahr ohne das 29er Musikfest gar nicht vorstellen: „Das 29er Musikfest Ende Juli war immer schon ein festes musikalisches wie gesellschaftliches Ereignis im Jahreskalender!“

Wann und wie werden wieder Proben möglich sein?

„Könnte so ähnlich auch ein Probeaufbau des Musikvereins 1929 Ketsch aussehen? – Foto: Musikverein“

Für den 1. Trompeter und Pressesprecher des Musikvereins 1929 Ketsch, Alexander Schulz, war der Aufbau in der Rheinhalle für die Gemeinderatssitzung am vergangenen Montag Anlass, sich darüber Gedanken zu machen, wie eine Musikprobe vielleicht wieder einmal durchgeführt werden könnte. Auch wenn es aktuell erste Lockerungen der Corona-bedingten Beschränkungen gibt, so dürfte nach Einschätzung von Schulz eine normale Probearbeit noch in sehr weiter Ferne liegen. „Eine Probe des Musikvereins, das bedeutet zwischen 35 und 50 Musikerinnen und Musiker in einem Raum, eng beieinander. So war das jedenfalls immer bei den Proben in der Rheinhallengaststätte. Selbst wenn es für Vereinszusammenkünfte Lockerungen gäbe, so dass die entsprechende Personenzahl in geschlossenen Räumen wieder zusammen kommen dürfte, jedoch ein Mindestabstand eingehalten werden muss, bräuchten wir für eine Probe die gesamte Rheinhalle!“ Derzeit ist noch völlig offen, wie es mit den Lockerungen weiter geht. Vor allem aber werden Bläser (ebenso wie Sänger) als besonders kritisch angesehen, da hier durch die sog. Aerosole ein erhöhtes Verbreitungsrisiko für Infektionen bestehen soll. Dirigent Patrick Wewel und Vize-Dirigent Julian Wittig haben bereits darüber nachgedacht, ob die Probearbeit vielleicht in Kleingruppen gestartet werden kann, falls es entsprechende Lockerungen gäbe. „Und wenn es in geschlossenen Räumen nicht geht – warum nicht eine Probe unter freiem Himmel?“, so Schulz, der gerne wieder gemeinsam mit seinen Musikerkollegen Musik machen würde. „Der Parkplatz vor der Rheinhallengaststätte ist zumindest groß genug und am Freitagabend meist auch nicht belegt.“

Derzeit kann jedoch nur weiter abgewartet werden, bis die Corona-bedingten Beschränkungen aufgehoben werden. Dann muss unter den veränderten Voraussetzungen geprüft werden, ob und unter welchen Bedingungen möglicherweise wieder eine Probe durchgeführt werden kann. Bis dahin bleibt den Musikerinnen und Musikern des Musikvereins 1929 Ketsch nur die Möglichkeit, zuhause zu üben und sich und ihr Instrument „fit“ zu halten, damit sie vorbereitet sind, wenn gemeinsames Musizieren irgendwann – hoffentlich bald – wieder zulässig ist. as

Blasmusik in Corona-Zeiten (?)

Es ist ein alter Musiker-Witz: Was ist schlimmer als eine Querflöte? – Richtig, zwei Querflöten! Das nimmt Bezug auf den Umstand, dass die Intonation einer Querflöte einerseits recht schwer ist und Querflöten andererseits aufgrund ihrer hohen Lage aus dem Gesamtklang eines Orchesters meist gut heraus zu hören sind. – Die Corona-Zeiten führen nicht nur zu zahlreichen Einschränkungen; sie vermitteln zum Teil auch völlig neue und zum Teil unerwartete An- und Einsichten. So haben etwa Wissenschaftler des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Münchener Universität der Bundeswehr herausgefunden, dass die Querflöten am gefährlichsten sind – jedenfalls in Bezug auf den „ballistischen Speichelausstoß“ und die Strömungsbewegungen beim Spielen des Instruments! Von diesem Ergebnis war auch Vize-Dirigent Julian Wittig überrascht:

Macht sich viele Gedanken darum, wie Proben und Auftritte von
Blasorchestern in Corona-Zeiten gestaltet werden könnten: Vize-Dirigent Julian Wittig. –
Foto: privat.

„Ich war ja über zehn Jahre auch Dirigent des Jugendorchesters, aber die jungen Querflötistinnen in der ersten Reihe hatte ich dabei nie als eine Gefahr gesehen. Junge Querflötisten hätte ich vermutlich ebenso wenig als Gefahr angesehen, nur ist das Querflötenregister seit Jahrzehnten im Musikverein 1929 Ketsch fest in weiblicher Hand.“ Die verschiedenen aktuellen Untersuchungen, so der sieben großen Berliner Orchester in Zusammenarbeit mit der Charité, des Freiburger Instituts für Musikermedizin und der Bamberger Symphoniker, haben alle einen ernsten Hintergrund, geht es doch unter dem Stichwort „Aerosole“ darum, festzustellen, wie gefährlich Musizieren in der Corona-Krise ist. Aus den Ergebnissen werden wiederum Empfehlungen abgeleitet, unter welchen Bedingungen z.B. Proben und Auftritte künftig wieder möglich sein können. „Für Blasorchester sieht das derzeit nicht gut aus,“ so Wittig, „außer dem Schlagwerk und dem E-Bass haben wir schließlich nur Blasinstrumente im Einsatz. Mit entsprechenden Abstandsregeln bräuchten wir für Proben mit 50 Musikern die Rheinhalle – und zwar nicht die dortige Bühne, sondern das Parkett! Von den damit verbundenen akustischen Problemen einmal ganz abgesehen.“ Proben und Auftritte gibt es beim Musikverein schon seit Einführung der Corona-Maßnahmen Mitte März nicht mehr und bisher ist noch nicht absehbar, wann sich dies wieder ändern könnte. Die Musiker üben natürlich zuhause, aber die gemeinsame Probearbeit im Orchester und die Auftritte vor Publikum sind etwas ganz anderes und fehlen vielen Musikern sehr. Wittig und Dirigent Patrick Wewel haben sich schon gemeinsam Gedanken darüber gemacht, wie eine Wiederaufnahme der Probetätigkeit in „Kleingruppen“ vielleicht aussehen könnte. Noch aber ist selbst das „Zukunftsmusik“ und aktuell noch nicht zulässig. Wittig denkt hier besonders auch an die Kinder und Jugendlichen, die ihm als Grundschullehrer sehr am Herzen liegen: „Die Kinder brauchen den persönlichen Austausch und das Miteinander – in der Schule, im Alltag und in der Freizeit, wie bei der Musik oder im Sport. Bei den Erwachsenen ist das aber durchaus ähnlich.“ Daher hofft Wittig, dass der Musikverein 1929 Ketsch möglichst bald wieder den Musikerinnen und Musikern ein Angebot unterbreiten kann, mit dem unter Beachtung der Corona-bedingten Einschränkungen langsam wieder ein Weg in Richtung einer Normalität gefunden werden kann. „Ob es eine Vor-Corona-Normalität überhaupt wieder geben wird, ist nicht klar. Sicher aber wird es ein weiter Weg!“

Große Konzerttrommel wartet auf ersten Einsatz

Fast schon zärtlich streicht Dirigent Patrick Wewel über den Mahagoni-Kessel der großen
Konzerttrommel.

 

 

„Ein wirklich schönes Teil – und vor allen Dingen klanglich im wahrsten Sinne des Wortes eine Wucht!
Von begeisterten Automobilisten hört man gelegentlich den Spruch <Hubraum ist durch nichts zu ersetzen> – bei einer Konzerttrommel ist das tatsächlich so; Größe und Volumen des Instruments sind von hoher Bedeutung“, erläutert Wewel. Schade, dass die neue Konzerttrommel des Musikvereins ihr beeindruckendes Klangspektrum noch nicht hat öffentlich zeigen (bzw. hören lassen) können. „Es geht dabei auch nicht etwa nur um Lautstärke“, so Wewel, „gerade bei den leiseren Stellen zeigt sich die Qualität einer großen Konzerttrommel, die dann mit ihrem satten Klang eine musikalische Grundlage bildet und einem Werk Struktur gibt.

 

 

Etwa in dem bekannten Konzertwalzer <An der schönen blauen Donau> von Johann Strauss, der für das Frühjahrskonzert des Musikvereins 1929 Ketsch im zweiten Programmteil vorgesehen war.“ Aktuell sind aufgrund der Corona-bedingten Beschränkungen keine Orchester-Proben oder Auftritte des Musikvereins möglich. In Abstimmung mit Vize-Dirigent Julian Wittig und Notenwart Klaus
Zorn hat Wewel die Zeit genutzt und das aktuelle Repertoire der „Grünen Mappe“ durchforstet.
„Wir haben aber natürlich nicht nur Stücke herausgenommen, die derzeit nicht mehr gespielt
werden, sondern haben beispielsweise auch drei Werke aus dem vorgesehenen Frühjahrskonzert-
Programm 2020 neu in die Mappe aufgenommen“, so Wewel. Aufgabe der Musiker und
Musikerinnen der einzelnen Register ist es nun, anhand des aktuellen Inhaltsverzeichnisses die
jeweiligen Mappen auf den aktuellen Stand zu bringen. Notenwart Zorn wundert sich immer
wieder, was bei dieser Gelegenheit in den Mappen noch an Noten „gefunden“ und bei ihm
abgegeben wird.
Dirigenten und Musiker hoffen, dass Proben und Auftritte irgendwann wieder möglich werden.
Dann können sich auch die Zuhörer von dem hervorragenden Klang der großen Konzerttrommel
überzeugen. – Die endgültige Entscheidung über die Anschaffung der Konzerttrommel war dem
Vorstand übrigens sehr leicht gefallen. „Die Anschaffung einer solche Konzerttrommel hatten wir
schon länger geplant“, verrät die 2. Vorsitzende Nina Zorn. „Aber man scheut natürlich die hohen
Ausgaben und überlegt immer, was vielleicht dringender gebraucht würde. Doch als uns dann
plötzlich seitens eines Spenders eine Zuwendung in entsprechender Höhe zugesagt wurde, um die
Anschaffung tätigen zu können, da stimmte sogar unser Schatzmeister ohne Bedenken zu.“ – Nicht
bekannt ist, ob sich Schatzmeister Wolfgang Wimmer mehr über die Spende oder das neue
Instrument gefreut hat. „Ich vermute, über beides,“ meint Nina Zorn diplomatisch.

Orga-Chef vermisst Planungssicherheit

Wie viele Musiker können maximal auf einer 9 x 5 Meter großen Bühne unter Einhaltung eines Mindestabstandes von 1,5 Metern zueinander platziert werden? – „Eine schöne mathematische Aufgabe, die ich vielleicht schon bald einmal meinen Schülern stellen werde“, so Stefan Strobel, der Orga-Chef des Musikvereins 1929 Ketsch, bei dem in solchen Momenten immer wieder der Berufsschullehrer durchschlägt. Dabei ging es eigentlich um eine ganz andere Frage, ob nämlich das traditionelle große dreitägige „29er Musikfest“ Ende Juli in diesem Jahr stattfinden kann oder nicht.

Die Vorplanungen für diese größte Veranstaltung des Musikvereins 1929 Ketsch in jedem Jahr laufen schon seit einiger Zeit, nur ist in diesem Jahr aufgrund der Corona-Maßnahmen kurz vor Beginn der „Planungsphase 2“ im Mai noch nicht einmal klar, ob das Fest überhaupt durchgeführt werden kann. „Der Schutz aller Beteiligten, gleich ob Musiker, Helfer oder Besucher, hat natürlich immer Vorrang“, so Strobel. „In diesen Tagen denkt zwar jeder nur an „Corona“, aber in allen anderen Jahren ist das nicht anders – genau dafür gibt es Hygiene-Vorschriften und die Lebensmittelüberwachung. Allein schon die Vorhaltung und die frische Zubereitung verderblicher Lebensmittel mitten im Sommer für eine Vielzahl von Personen ist eine Herausforderung, die nur mit viel Planung und einem Bewusstsein für die möglichen Risiken bewältigt werden kann.“ Strobel weiß, wovon er spricht, macht er seinen „Job“ als Orga-Chef des Musikvereins doch schon seit vielen Jahren.

 

Aktuell soll es bei den Corona-Maßnahmen erste Lockerungen geben; seit Montag gibt es dafür eine Art „Maskenpflicht“. Strobel sieht das alles mit Blick auf das „29er Musikfest“ recht nüchtern: „Ob die Blechbläser ihr Instrument mit einen Mund-Nase-Schutz spielen können, weiß ich nicht, aber als langjähriger Klarinettist weiß ich sicher, dass das die Holzbläser nicht können!“ Zudem sollen „Großveranstaltungen“ bis auf weiteres verboten bleiben – doch was ist denn eine „Großveranstaltung“? Eine Definition hierfür gibt es bisher noch nicht. „Schon für den Aufbau des Musikfests benötigen wir die Mithilfe einer Vielzahl von Personen, aber Stand heute ist es doch so, dass der Musikverein nicht einmal seine wöchentlichen Proben durchführen kann!“ Hinzu kommen die geltenden Abstandsregeln, die nicht nur für die Festbesucher gelten würden. Strobel denkt hier insbesondere auch an seine zahlreichen Helfer in der Küchenzeile, an den Getränkeausgabestellen und auf dem Bierwagen.

Orga-Chef Stefan Strobel sieht aufgrund der Corona-Krise in der nächsten Zeit erhebliche Einschränkungen für den Musikverein 1929 Ketsch im Auftritts- und Veranstaltungsbereich. – Foto: privat.

„Wir werden uns die Entwicklungen in Sachen Corona in den kommenden Wochen sehr genau anschauen“, so Strobel, „und im Laufe des Monats Mai müssen wir dann aber Entscheidungen treffen. Für einen Plan B oder Plan C sind wir ebenfalls offen. Wir wissen aber auch: Bei Musikern, Helfern und im Publikum haben wir zahlreiche Mitglieder von sog. Risikogruppen, so dass wir unsere Entscheidung hieran ausrichten werden.“

Seinen Schülern zumindest will Strobel die mathematische Aufgabe etwas erleichtern: „Für die Berechnung soll vereinfachend angenommen werden, dass jeder Musiker nur ein „Punkt“ ist. – Die Bewegung eines Posaunisten nach vorne beim Spielen etwa oder der Umstand, dass ein Tubist vielleicht etwas fülliger ist als eine junge Querflötistin, müssen somit nicht berücksichtigt werden.“

Dank an Spender

Schatzmeister Wolfgang Wimmer freut sich über Spenden. „Diese sind immer auch ein Ausdruck der Anerkennung und Wertschätzung unserer Vereinsarbeit.“

Wolfgang Wimmer, seit vielen Jahren für die Finanzen im Musikverein 1929 Ketsch verantwortlich,
freut sich immer wieder, wenn er eine Spende verbuchen kann. „Eine Spende ist für uns nicht nur
eine Einnahme, sie ist zugleich ein Ausdruck der Wertschätzung und Anerkennung unserer
Vereinsarbeit“, so Wimmer. Und diese Vereinsarbeit kostet auch regelmäßig Geld, etwa für den
Kauf von Noten und Instrumenten, die Durchführung eines Jugendprobewochenendes in einer
Jugendherberge oder beispielsweise auch für den gebuchten Bus für die Fahrt zu einem auswärtigen
Auftritt. „Spenden erhalten wir von Einzelpersonen, Firmen oder anderen Einrichtungen, wie z.B.
Banken“, erläutert Wimmer. „Und als gemeinnützig anerkannter Verein sind wir berechtigt
Spendenquittungen auszustellen, so dass der Spender seine Spende im Rahmen der Steuererklärung
gegenüber dem Finanzamt geltend machen kann.“ Wimmer weist darauf hin, dass er mit Einnahmen
aus Spenden natürlich nicht im Voraus planen kann. Allerdings führen solche außerordentliche
Einnahmen dazu, dass notwendige Anschaffungen vielleicht früher getätigt werden können oder
auch einmal eine Anschaffung möglich ist, die über den Bereich des dringend Erforderlichen hinaus
geht. „In jedem Falle fördert und unterstützt eine Spende, ganz gleich in welcher Höhe, unsere
Vereinsarbeit. Wir bedanken uns bei allen Spendern für diese Hilfe.“
Mit gewissen Bedenken betrachtet Wimmer die aktuelle Corona-Situation. „Es ist ja nicht nur so,
dass uns Einnahmen wegfallen, wenn wir Veranstaltungen nicht durchführen können. Zusätzlich
werden wir wohl auch weniger Spendeneinnahmen haben, denn viele der kleineren Spenden
erfolgen bei oder in Zusammenhang mit unseren Veranstaltungen, bei denen die Spender vor Ort
sind und ihren Musikverein 1929 Ketsch hören und sehen. Das Frühjahrskonzert konnte schon nicht
stattfinden, und dass wir unser großes dreitägiges 29er Musikfest wie gewohnt Ende Juli in diesem
Jahr durchführen können, das sehe ich derzeit noch nicht!“
Sorgen bereitet dem Finanzchef des Musikvereins aber insbesondere auch der Stillstand der
Vereinsaktivitäten. Als aktivem Musiker fehlt nicht nur Wimmer die gemeinsame Probe am
Freitagabend in der Rheinhallengaststätte. „In einem Musikverein zu sein heißt, gemeinsam einem
Hobby nachzugehen, sich mit anderen Musikern auszutauschen und die Ergebnisse der Probearbeit
bei Auftritten einem breiten Publikum zu präsentieren. Die Probearbeit und die Auftritte sind auch
wichtig für den Zusammenhalt innerhalb des Vereins. Ich hoffe, dass wir irgendwann zu einer
gewissen Normalität zurückkehren und dann zumindest wieder Proben abgehalten werden können“,
so Wimmer.   as

Vielfältig im Musikverein aktiv: Alexander Schulz

Als es vor über 35 Jahren begann, war noch nicht absehbar, was daraus werden würde: Im Jahre 1983 meldete ihn seine Mutter, Ursula Schulz, im Musikverein 1929 Ketsch an, wo er zunächst eigentlich Klarinette lernen wollte. Der damalige Dirigent Dieter Kaufmann riet ihm jedoch zur Trompete – eine wegweisende Entscheidung, die Schulz bis heute nicht bereut. Nach mehreren Jahren Unterricht bei verschiedenen Trompeten-Lehrern kam er 1986 in das Gesamtorchester des Musikvereins. „Ich war richtig stolz, endlich im großen Orchester mitspielen zu dürfen“, weiß Schulz noch heute. Seit vielen Jahren schon ist er als 1. Trompeter eine wichtige Stütze seines Registers und des gesamten Orchesters. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und Repertoire-Sicherheit wird Schulz auch häufiger von anderen Orchestern aus dem Umkreis als Aushilfe angefragt.

Kümmert sich beim Musikverein schon seit über zwei Jahrzehnten um die Presse: Alexander Schulz. – Foto: Musikverein 1929 Ketsch.

Aber Schulz ist im Musikverein 1929 Ketsch nicht nur als Musiker aktiv. Seit vielen Jahren ist er auch Inventarverwalter und präsentiert jährlich zur Generalversammlung den aktuellen Inventarbericht. – Vor allem jedoch kümmert sich Schulz in seiner Eigenschaft als Pressesprecher des Vereins um den Kontakt zu den Medien. Mehr als 20 Jahre bekleidet Schulz dieses Amt bereits und weiß, dass es nicht immer eine leichte Aufgabe ist, den Musikverein 1929 Ketsch regelmäßig und in angemessener Weise in den Medien zu präsentieren. „Die mit dieser Aufgabe verbundenen höchst unterschiedlichen Herausforderungen gefielen mir von Anfang an“, so Schulz. „Klar, dass es Höhen und Tiefen gibt; aber die Freude an der Arbeit überwiegt. Ich habe während meiner Zeit als Pressesprecher mit wechselnden Kolleginnen und Kollegen zusammen gearbeitet und habe auch jetzt wieder mit Janet Kaufmann als stellvertretender Pressesprecherin und Jugend-Pressesprecherin eine wirklich engagierte, tatkräftige und höchst zuverlässige Person an meiner Seite. Wir arbeiten sehr gut zusammen und unterstützen uns gegenseitig.“ Dabei kann man Schulz inzwischen auch außerhalb der Osterzeit in Sachen Presse als „alten Hasen“ bezeichnen, der über viel Erfahrung verfügt und natürlich beste Kontakte zu den verschiedenen regionalen Medien unterhält.

Besonderen Dank und Anerkennung für seine umfangreichen Aktivitäten im Musikverein 1929 Ketsch und als Mitglied des erweiterten Vorstandes erhielt Alexander Schulz bereits im Jahre 2011. Er wurde im Rahmen der Veranstaltung „Tag des Ehrenamtes“ der Gemeinde Ketsch geehrt und erhielt eine Urkunde für sein großes Engagement. „Dies war wahrlich ein Höhepunkt in meiner Laufbahn beim Musikverein 1929 Ketsch“, so Alexander Schulz über die erhaltene Würdigung. An ein Ende seines Engagements denkt Schulz noch lange nicht. „Ich hoffe, dass ich noch viele Jahre mit allen Musiker- und Vorstandskollegen zusammen arbeiten darf, denn man kann wirklich sagen, der Musikverein 1929 Ketsch ist mein Leben“. as

Vereinsarbeit in Corona-Zeiten

Dass die regelmäßigen Freitagsproben von Jugend- und Gesamtorchester des Musikvereins 1929
Ketsch aufgrund der gebotenen Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Corona-Virus seit März
nicht mehr durchgeführt werden können, belastet die aktive Vereinsarbeit stark. Immerhin können
die Musikerinnen und Musiker wenn schon nicht zusammen, so doch zumindest zuhause an ihrem
Instrument üben. Es gilt, sich fit zu halten für die Zeit „danach“, die sicher irgendwann kommen
wird. Auch im Bereich der Organisation und der Vereinsverwaltung kann die unerwartet ruhige Zeit
ebenfalls sinnvoll genutzt werden, um Dinge aufzuarbeiten oder vorzubereiten, die sonst in der
Hektik liegen bleiben.

– Mit gewissen Bedenken blickt Wolfgang Wimmer, der Finanzchef des Musikvereins 1929 Ketsch in die Zukunft. Auch er ist aktiver Musiker und schon ein halbes
Jahrhundert mit dabei. Aber als „Herr der Zahlen“ hat Wimmer natürlich einen ganz eigenen Blick
auf die aktuelle Situation. Kürzlich erst hat er den Jahresabschluss für das Jahr 2019 gemacht, der
bei der – inzwischen auf einen noch unbestimmten Termin verschobenen – Jahreshauptversammlung
Ende April hätte präsentiert werden sollen. „Man sieht, dass wir in den vergangenen Jahren
ordentlich gewirtschaftet haben. Aber dabei darf nicht verkannt werden, dass neben den
Mitgliedsbeiträgen und dem jährlichen Vereinszuschuss der Gemeinde Ketsch gerade die eigenen
Einnahmen einen wesentlichen Teil unserer Finanzierung ausmachen. Und in diesem Bereich wird
es sicher Einschnitte geben, wenn etwa die Gagen für Auftritte wegfallen. Verschiedene
Veranstaltungen, bei denen der Musikverein 1929 Ketsch gespielt hätte, wurden für dieses Jahr
schon abgesagt. Nicht durchführen konnten wir auch unser eigenes Frühjahrskonzert im März –
neben dem Musikalischen auch finanziell ein doppelter Verlust, denn bei Konzerten konnten wir
neben den Eintrittsgeldern immer auch einen größeren Betrag in unserer Spendenkasse verbuchen.“
Unklar ist bisher, ob der Musikverein 1929 Ketsch sein traditionelles dreitägiges „29er Musikfest“
Ende Juli durchführen kann. „Dazu kann man heute noch nichts sagen“, so Wimmer. „Wir müssen
die weitere Entwicklung abwarten und werden dann zu gegebener Zeit entscheiden. Es wäre sicher
sehr schmerzhaft, wenn wir die Veranstaltung absagen müssten, denn jetzt müssen parallel die
Vorbereitungen auf das 29er Musikfest natürlich weiter laufen, da die erforderliche Vorlaufzeit für
ein so großes Fest erheblich ist.“ – In diesen schwierigen Zeiten ist es für Wimmer beruhigend, dass
der Musikverein über eine große Anzahl fördernder Mitglieder verfügt. „Die Fluktuation im
Musikverein ist recht gering, und das liegt nicht allein an dem niedrigen Jahresbeitrag von Euro 24,-
für Einzelpersonen bzw. Euro 36,- für Familien. Wer als förderndes Mitglied beitritt, der will damit
unsere Vereinsarbeit unterstützen und ist meist auch ein regelmäßiger Besucher unserer
Veranstaltungen und Auftritte.“
Als aktiver Musiker und Vereinsmensch hofft Wolfgang Wimmer, dass sich die Situation in den
nächsten Wochen zumindest etwas entschärft, damit zumindest wieder Proben des Musikvereins
möglich werden. „Aus dem Homeoffice zu arbeiten ist überhaupt kein Problem, aber in der Freizeit
würde man doch gerne seinem Hobby nachgehen, gemeinsam musizieren und dabei auch Freunde
treffen. Man vermisst die regelmäßigen Freitagsproben doch sehr.“