Einzeichnungen

Legt besonders in der Endphase der Konzertvorbereitung großen Wert auf die musikalischen Details: Chef-Dirigent Patrick Wewel. – Foto: privat

„Ein einziger Tropfen Alt-Öl kann 1.000 Liter Trinkwasser verunreinigen und unbrauchbar machen!“, darauf weist das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hin. Patrick Wewel, der Chef-Dirigent des Musikvereins 1929 Ketsch, greift gerne auf solche plastischen Vergleiche zurück, wenn er seine Anliegen überzeugend begründen will. „Und so, wie selbst schon der eine Tropfen Öl alles zunichte macht, so ist das auch in der Musik, wenn beispielsweise an einer „subito piano“ Stelle, wenn es also ganz plötzlich ganz leise wird, auch nur ein einziger Musiker – oder eine Musikerin – nicht aufpasst und den Ton zu laut spielt. Deshalb lege ich in den Proben auch so viel Wert darauf, dass meine Hinweise – und natürlich erst recht alle Änderungen – von den Musikern in ihren Noten umgehend eingetragen werden. Den Satz „Das merke ich mir.“ lasse ich da nicht gelten. Und es funktioniert übrigens auch nicht, wie die langjährige Erfahrung zeigt. Zudem müssen alle Einzeichnungen klar und deutlich sein, denn sonst sind sie unter der Anspannung eines Konzerts schnell einmal übersehen. Und dabei gilt gerade im Konzert für jeden Musiker bei jedem einzelnen Ton: Du hast nur eine Chance!“

Einige Musiker aber haben inzwischen gar nicht mehr klassische Notenblätter aufliegen, sondern lesen ihre Noten von einem am Notenpult befestigten Tablet ab. Wewel weiß jedoch, dass das Einzeichnen in die Noten auch am sog. Tablet funktioniert. „Schließlich arbeite ich selbst seit einigen Jahren auch schon mit dem Tablet“, so Wewel. „Das hat für mich vor allem den Vorteil, dass ich meine Partituren praktisch immer bei mir habe und jederzeit daran arbeiten kann.“ Wichtig ist darüber hinaus aber auch, dass die Einzeichnungen – gleich, ob auf dem Papier oder elektronisch – so vorgenommen werden, dass sie ggf. wieder abgeändert oder entfernt werden können. „Die Erarbeitung eines Werkes in den Proben ist ein sich fortentwickelnder, kontinuierlicher Prozess. Und Vorstellungen oder Ideen können sich natürlich auch einmal ändern. Dann muss das entsprechend angepasst werden können“, so Wewel.
Bis zum Frühjahrskonzert des Musikvereins 1929 Ketsch, das am 26. März 2023 um 17:00 Uhr in der Ketscher Rheinhalle stattfindet, werden sicher noch zahlreiche Einzeichnungen und Änderungen vorgenommen werden. „Besonders wenn es unmittelbar auf das Konzert zugeht und sich der Schwerpunkt der Probearbeit von der stückweisen Einarbeitung eines Werkes hin zu seiner Gesamtwahrnehmung verschiebt, kommt es immer wieder vor, dass Anpassungen notwendig werden. Aber gerade deshalb ist jede einzelne Probe auch so interessant und so wichtig“, erklärt Wewel. Am kommenden Wochenende steht für die Musikerinnen und Musiker ein großes Probewochenende auf der Bühne der Rheinhalle auf dem Programm. Dann kann „unter echten Auftrittsbedingungen“ geprobt werden, denn die genaue Anordnung der Musiker auf der Bühne und die ggf. erhöhte Sitzposition auf Podesten hat auch Einfluss darauf, wie der Gesamtklang am Ende wahrgenommen wird. as